Die Moldawierin Domnica Cemortan (26) erhebt im Interview mit dem italienischem Magazin «Oggi» schwere Vorwürfe gegen ihren ehemaligen Geliebten und Kapitän der «Costa Concordia», Francesco Schettino (53).
Der Captain – der bei einem Unglück eigentlich als Letzter von Bord gehen sollte – zögerte keine Minute, seine Crew und Passagiere im Stich zu lassen. Stattdessen habe er alles organisiert, um seine eigene Rettung zu organisieren und per Helikopter vom sinkenden Schiff zu flüchten.
Noch vergangene Woche hatte Cemortan Schettino auf ihrer Facebook-Seite gewarnt und ihm ein Ultimatum gestellt. «Ich gebe dir sechs Tage, um die Wahrheit zu sagen, was kurz nach dem Evakuierungsalarm passiert ist. Sonst werde ich über den Abend des Unglücks sprechen», schrieb die Tänzerin. Doch Schettino hüllte sich in Schweigen.
Rettung aus der Luft
Zusammen mit Schettino und dem Empfangschef Ciro Onorato sei die 26-Jährige am Abend der Katastrophe auf Deck elf gegangen. «Er versicherte, er wollte von dort oben die Steuerbord-Seite des Schiffs kontrollieren. Aber ich sage: Er wartete auf einen Hubschrauber, der uns alle drei hätte wegbringen sollen.»
Gesagt habe Schettino das zwar nicht, sein Verhalten habe es ihr aber bewiesen. Der Kapitän sei nervös gewesen und habe immer wieder in den Himmel geschaut. «Hier kann uns doch niemand sehen», habe er schliesslich gesagt.
«Pläne haben sich geändert»
«Wer hätte uns schon sehen sollen», fragt Cemortan. «Zuoberst auf dem Schiff konnte uns von unten wirklich keiner sehen – also ist klar, dass uns jemand über uns entdecken sollte!» Sie habe ihn gefragt, ob ein Heli auf dem Weg sei. «Er sagte nur, die Pläne hätten sich geändert und wir müssten zurück auf die unteren Decks.»
Das Kreuzfahrtschiff «Costa Concordia» war im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio havariert, 32 Menschen starben bei dem Unglück. Schettino muss sich dafür als einziger Angeklagter vor Gericht verantworten.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, das Schiff aus Leichtsinn zu nah an die Insel gesteuert zu haben. Dem 53-Jährigen werden unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorgeworfen. (lex)