Gestern berichtete Radio Vatikan, dass Daniel Anrig (42), Kommandant der päpstlichen Schweizergarde, sein Amt am 31. Januar 2015 niederlege. Auf Wunsch des Papstes! Die Nachricht hat bei ehemaligen Schweizergardisten eingeschlagen wie ein Hieb mit der Hellebarde! Blick.ch hat mit mehreren Männern gesprochen, die unter Anrig dienten.
«Der Abgang ist in Rom ein Skandal», sagt ein Ex-Gardist zu Blick.ch. «Im Vatikan sind sie sonst sehr sozial, die stellen niemanden so kurzfristig auf die Strasse.»
«Seine Wohnung hat zu viel gekostet»
Trotzdem hat der Ex-Gardist kein Mitleid mit seinem ehemaligen Kommandanten. «Anrig war arrogant und überheblich. Er hat immer gesagt, er sei demütig. Das war er aber nicht.»
Gegen Anrigs Demut spricht auch: Der 42-Jährige aus Walenstadt SG habe sich kurz nach seiner Ernennung ein Luxus-Appartement bauen lassen. «Die neue Wohnung auf der Kaserne der Schweizergarde ist etwa dreimal grösser als die bisherige. Das hat viel Geld gekostet. Zu viel», so der ehemalige Papst-Wächter.
Das pompöse Auftreten des Kommandanten ist auch bei anderen Ex-Gardisten Thema. «Prestige war bei ihm eine Entscheidungsgrundlage. Sein Führungsposten ist ihm zu Kopf gestiegen. Er hat die Bodenhaftung verloren», sagt ein zweiter Ehemaliger zu Blick.ch.
Ausgangssperren und Schikane
Anrigs Abgang habe unter anderem auch mit seinem militärischen Führungsstil zu tun, berichten mehrere italienische Medien. Dieser habe Papst Franziskus nicht gepasst.
So berichtet der «Quotidiano Libero» von einem Besuch des Papstes in der Kasernenküche der Schweizergarde vor rund einem Monat. Dort hätten Gardisten in Uniform gestanden. Ob sie müde seien, habe Franziskus gefragt, ob sie sich setzen oder etwas Wasser trinken wollten. Da sei ihm geantwortet worden, dass ihnen dies nicht erlaubt sei. Der Papst sei schockiert gewesen.
Unter dem Führungsstil des Kommandanten litten auch die beiden Gardisten, mit denen Blick.ch sprach. «Er hat extrem hart sanktioniert. Wer zwei bis drei Minuten zu spät vom Ausgang kam, kriegte eine Woche Ausgangssperre.»
«Er war nicht objektiv»
Auch von Schikane ist die Rede: «Ich erinnere mich an einen Fall, als ein Gardist sein Italienisch-Diplom auswärts machte und Anrig es nicht anerkennen wollte, obwohl es ein offizielles Diplom war.»
Anrigs Entscheide seien denn auch nicht immer objektiv gewesen: «Er ist nicht mit allen gleich umgegangen. Wer ihn mochte, wurde besser behandelt als seine Kritiker.»
Für die Ex-Gardisten, die anonym bleiben wollen, war der Rauswurf des Kommandanten durch den Papst der richtige Entscheid.