Ex-Chef über Dschihadi John
«Er war der Beste, den wir je hatten»

Ein Lehrer und ein Ex-Chef von Mohammed Emwazi (26) äussern sich erstaunt über den Werdegang ihres ehemaligen Zöglings. Dass aus dem fleissigen Schüler und Angestellten Dschihadi John wurde, können sie kaum fassen.
Publiziert: 02.03.2015 um 21:43 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:47 Uhr
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Dschihadi John als Student und als Terror-Schlächter.
Foto: Screenshot Sky News

Seit bekannt ist, wer hinter der schwarzen Maske von Dschihadi John steckt, tauchen immer neue Details aus dem Vorleben des Chef-Enthaupters des Islamischen Staats (IS) auf. Mohammed Emwazi – so sein richtiger Name – kam 1988 als Sohn einer staatenlosen Familie in Kuwait zur Welt. Seine Familie zog bald darauf nach Grossbritannien, wo Emwazi aufwuchs.

Wie wurde aus dem Einwanderer der brutale Schlächter, der für die Ermordung von mehreren westlichen IS-Geiseln verantwortlich ist? Wie britische Medien berichten, deutete zunächst nichts auf einen solchen Werdegang hin. Der TV-Sender Channel 4 News sprach mit einem früheren Lehrer von Emwazi. «Er war alles, was man sich von einem Schüler wünschte», sagte der Lehrer. Er sei absolut schockiert, dass es sich bei Dschihadi John um Emwazi zu handeln scheine.

Verräterische Reise nach Afrika

Emwazi schloss mit Anfang 20 sein Studium als Computer-Programmierer ab. 2009 geriet er erstmals ins Visier des Geheimdienstes MI5, wie die britische Zeitung «Telegraph» berichtet. Der junge Mann habe damals offenbar die Terror-Gruppe al-Schabaab in Somalia unterstützen wollen und sei mit zwei Freunden in Tansania gestoppt worden.

Einer Menschenrechts-Gruppe soll er damals berichtet haben, wie er in den Niederlanden von einem MI5-Agenten befragt worden sei. Der Geheimdienstmann habe sogar versucht, Emwazi zu rekrutieren. Dass Emwazi als junger Mann im Umfeld von Extremisten verkehrte und den Geheimdiensten bekannt war, zeigen auch britische Gerichtsdokumente von 2012, wie der «Telegraph» schreibt.

«Gut im Umgang mit Leuten»

Anfang 2010 arbeitete Emwazi für kurze Zeit als Verkäufer bei einer IT-Firma in Kuwait. Die britische Zeitung «The Guardian» hat mit seinem ehemaligen Chef geredet. «Er war der beste Angestellte, den wir je hatten», heisst es dort. «Er war sehr gut im Umgang mit den Leuten.» Er sei zwar immer ernst gewesen und habe nie gelacht, so der Ex-Chef weiter. «Aber er war kein Böser.» Allerdings habe ihn verwundert, dass Emwazi von London nach Kuwait gezogen sei und nicht umgekehrt.

Am 25. April 2010 kehrte Emwazi nach London zurück. Die Sicherheitsbehörden verhinderten daraufhin eine erneute Ausreise nach Kuwait. Obwohl sein Name auf einer Terroristen-Liste stand, gelang ihm 2013 schliesslich die Ausreise nach Syrien, wo er sich seither als IS-Chef-Enthaupter Dschihadi John einen Namen macht.

Wie konnte er Geheimdiensten entkommen?

Bis zu seiner Ausreise hatte MI5 Medienberichten zufolge mindestens ein Dutzend Mal Kontakt mit Emwazi. Wie konnte er den Geheimdiensten entwischen? Sir Menzies Campbell, Mitglied des parlamentarischen Geheimdienst- und Sicherheitskomitees, will die Sache genauer anschauen. Gleichzeitig zeigt er jedoch Verständnis dafür, dass die Geheimdienste bei ihren Überwachungen Prioritäten setzen müssen. Eine offizielle Bestätigung der Identität von Dschihadi John seitens der britischen Regierung oder von Scotland Yard gibt es bisher nicht. (noo)

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