Europol ist besorgt
Über 10'000 Flüchtlingskinder in Europa verschwunden

Tausende Flüchtlingskinder, die in den vergangenen zwei Jahren nach Europa kamen, sind laut der europäischen Polizeibehörde Europol unauffindbar. Was ist mit ihnen geschehen?
Publiziert: 31.01.2016 um 17:02 Uhr
|
Aktualisiert: 10.09.2018 um 14:51 Uhr
Tausende Kinder sind nach ihrer Ankunft in Europa verschwunden. Europol befürchtet, dass einige von ihnen Opfer von Menschenhändlern wurden.
Foto: Reuters

Nach einer beschwerlichen Flucht endlich in Europa angekommen, verliert sich ihre Spur: Mehr als 10'000 unbegleitete Flüchtlingskinder sind nach Angaben von Europol in den vergangenen 18 bis 24 Monaten in den europäischen Staaten verschwunden – allein 5000 von ihnen in Italien. Die europäische Polizeibehörde befürchtet, ein Teil von ihnen könnte Opfer von Menschenhändlern geworden sein.

Ein Sprecher der Behörde bestätigte heute die von der britischen Wochenzeitung «The Observer» veröffentlichten Zahlen.

Nach Angaben von Europol-Stabschef Brian Donald handelt es sich um unbegleitete Kinder, deren Spur sich nach ihrer Registrierung bei den Behörden komplett verloren hat.

Keine Ahnung, wo die Kinder sind und was sie tun

«Sicherlich werden nicht alle von ihnen von Kriminellen ausgebeutet; einige könnten durchaus inzwischen zu Mitgliedern ihrer Familie gebracht worden sein», sagte Donald dem «Observer». Doch niemand wisse, «wo sie sind, was sie tun oder mit wem sie zusammen sind».

Mehr als eine Million Migranten und Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr nach Europa gekommen, nach Schätzungen von Europol sind 270'000 von ihnen Kinder. «Nicht alle von ihnen sind ohne Begleitung, doch haben wir Belege, dass ein grosser Teil von ihnen unbegleitet sein könnte», sagte Donald. Er bezeichnete die Zahl von 10'000 verschwundenen Flüchtlingskinder noch als vorsichtige Schätzung.

Europol besorgt über «kriminelle Infrastruktur»

Nach seinen Angaben gibt es inzwischen eine regelrechte paneuropäische «kriminelle Infrastruktur» zur Ausbeutung von Flüchtlingen. Menschenhändler hätten sich beispielsweise darauf spezialisiert, illegale Einwanderer als Arbeitssklaven oder Prostituierte zu missbrauchen.

Hilfsorganisationen entlang der sogenannten Balkanroute hätten ebenfalls auf das «grosse Problem» der Ausbeutung von Flüchtlingskindern hingewiesen, sagte Donald der Zeitung. Inzwischen seien die Gefängnisse vor allem in Deutschland und Ungarn voll mit Gefangenen, die die Flüchtlingskrise für ihre kriminellen Machenschaften ausnutzten. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?