Das Satellitennavigations-Netzwerk namens Galileo sollte das grosse europäische Gegenprojekt zum amerikanischen GPS sein. Doch offenbar ist der GPS-Konkurrent so unbekannt, dass die breite Öffentlichkeit fast nicht bemerkt hat, dass die Systeme seit Donnerstag nicht funktionieren.
Über 22 Satelliten haben vor drei Tagen aufgehört, Signale über ihre eigene Position im Orbit zu senden. Das ist eine Katastrophe für die Navigationsfunktion: Wenn die Satelliten nicht wissen, wo sie oben am Himmel sind, dann wissen Navi-Geräte hier auf der Erde auch nichts über die eigene Position.
Auf einer Webseite zum aktuellen Status der Galileo-Satelliten sind alle aktiven Satelliten als «nicht benutzbar» gekennzeichnet. Über den Grund oder die mögliche Länge des Systemausfalls wird nichts berichtet. Auf eine offizielle Stellungnahme zur Ursache für den Ausfall wartete man lange.
Behörde beschwichtigt
Die zuständige EU-Agentur GSA teilte am späten Sonntag mit, dass das Galileo-System wegen einer Störung teilweise ausgefallen sei. Es funktioniere noch, gestört seien Einrichtungen am Boden. Dabei zeigte die eigene Webseite des Systems weiterhin einen Totalausfall der Satelliten an.
Mit dem milliardenschweren Prestigeprojekt Galileo will Europa unabhängig vom amerikanischen GPS werden. Das System soll letztlich mit 30 Satelliten Navigationsdienste anbieten. Derzeit befinden sich 26 Galileo-Satelliten in der Umlaufbahn, vier weitere sollen Ende 2020 ins All geschossen werden.
Galileo war mit grosser Verzögerung und viel höheren Kosten als geplant an den Start gegangen. Ursprünglich sollte Galileo bereits 2008 in den Vollbetrieb gehen. 1999 plante die EU 2,2 bis 2,9 Milliarden Euro für den Aufbau des Systems ein. Der derzeitige Kostenrahmen: Im EU-Budget bis 2020 sind 7,2 Milliarden für den Aufbau plus 3 weitere Milliarden für den Betrieb vorgesehen. (SDA/pma/kes)