Heute Mittag schweigt Europa – in Gedenken an die Terroropfer von Paris. Die Staats- und Regierungschefs der EU haben zu einer Schweigeminute um 12 Uhr aufgerufen. «Das Gute ist stärker als das Böse», schreiben sie in einer Mitteilung. Und zeigen sich kämpferisch: «Wir werden Extremismus, Terrorismus und Hass bekämpfen.» Der französische Präsident François Hollande spricht bereits von «Krieg». Noch deutlicher sind die Worte von Papst Franziskus: «Es ist eine Art Dritter Weltkrieg, der geführt wird.»
Präsident Hollande liess gestern Stellungen des Islamischen Staats (IS) in Syrien bombardieren. Als Vergeltung für die Anschläge, bei denen am Freitag in Paris mindestens 132 Menschen starben.
Unter den Opfern sind besonders viele Junge: Konzertbesucher, Fussballfans und Restaurantgäste. Rund 350 Menschen wurden verletzt, darunter eine Schweizerin.
Der IS hat sich in einer Mitteilung nur Stunden nach dem Blutbad zu den Anschlägen bekannt (siehe rechts). Französische Ermittler gehen von mehreren koordinierten Terror-Attacken aus. Drei Selbstmordattentäter sprengten sich während des Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich vor dem Stade de France in die Luft. Zuvor hatten sie versucht, mit ihren Sprengstoffgürteln zu den 80'000 Fussballfans ins Stadioninnere zu gelangen.
Fast zeitgleich schlägt ein zweites Todeskommando im Stadtzentrum zu. Die Terroristen durchlöchern verschiedene Bars und Restaurants regelrecht. Und töten Dutzende Menschen.
Eine dritte Killergruppe stürmt kurz vor 22 Uhr die Konzerthalle Le Bataclan. Die Band Eagles of Death Metal spielt gerade den Song «Kiss the Devil». Plötzlich fallen im dunklen Saal Schüsse.
Auf Facebook kann man noch immer die verzweifelten Hilferufe der Konzertbesucher lesen. «Es hat Überlebende hier. Sie töten einen nach dem anderen», schreibt jemand. Und 23 Minuten später: «Ich habe überlebt. Es hat überall Leichen.» Allein im Bataclan sterben mindestens 87 Menschen. Gestern veröffentlichte Tatort-Fotos zeigen das ganze Ausmass des Schreckens: Der Boden der Halle ist regelrecht mit Blut getränkt.
Auch Tage nach dem Attentat sind Angst und Verwirrung gross. Falscher Alarm versetzt die Bevölkerung von Paris immer wieder in Panik. Viele Menschen suchen noch immer Angehörige per Social Media. Und immer noch ist unklar: Wie gross ist die Terrorzelle wirklich? Bei Redaktionsschluss ist der mutmassliche achte Terrorist von Paris, Abdeslam Salah, noch immer auf der Flucht. In Belgien wurden sieben mögliche Komplizen verhaftet. Weitere Spuren führen nach Deutschland und Syrien. Und in Frankreich soll der Notstand um drei Monate verlängert werden.
Die Staatschefs von Europa nehmen die Drohung im Bekennerbrief des IS ernst: «Diese Attacke ist der Anfang des Sturms.»