Europa kleiner, Afrika riesig auf der Karte
US-Schüler lernen die Welt neu

In Bostoner Grundschulen hängen neue Weltkarten. Sie stellen auf die sogenannte Peters-Projektion von 1974 um. Diese Darstellung soll realistischer sein.
Publiziert: 26.03.2017 um 22:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:35 Uhr
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So sieht die realistischere Peters-Projektion der Welt aus. Diese wird nun in Bostons Schulen eingeführt.
Foto: Keystone

In den letzten 500 Jahren haben wir die Welt verzerrt gesehen. Zumindest in der Schule. Die uns geläufige Mercator-Weltkarte, wie wir sie aus dem Unterricht kennen, stellt nämlich die Proportionen der Erde nicht wahrheitsgetreu dar. Einige Kontinente darauf sind zu klein dargestellt, andere wiederum zu gross. 

Dieser Missstand hat nun an Grundschulen in Boston in den USA ein Ende. Seit ein paar Tagen werden in einigen Klassenräumen Karten mit der flächengetreuen Peters-Projektion aufgehängt. Dies soll im ganzen Schulbezirk Boston umgesetzt werden.

Die echte Welt 

Die Peters-Weltkarte in Bostons Schulen wurde vom deutschen Historiker Arno Peters 1974 vorgestellt. Zuvor hatte der schottische Kartenmacher James Gall schon eine ähnliche Weltkarte publiziert. Das Ziel der Kartografen war es, die Gebiete um den Äquator im korrekten Grössenverhältnis darzustellen. 

Die Peters-Projektion sorgte laut Natacha Scott, Direktorin eines Schuldepartements in Boston, zunächst für Verwirrung im Klassenzimmer. 

Nordamerika und Europa wirken auf der Peters-Karte winzig. Afrika und Südamerika sind schmaler, dafür viel grösser. Und was ist mit Grönland passiert? Auf der Mercator-Karte sieht die Insel nur etwas kleiner aus als Afrika, in Wahrheit ist sie jedoch 14-mal kleiner. 

Eine Frage der Macht 

Die Mercator-Karte wurde 1569 vom flämischen Kartografen Gerardus Mercator eingeführt, um Seefahrern zu helfen, sich auf den Weltmeeren zurechtzufinden. Mit Hilfe der Längslinien sollten sie sich orientieren. Die Kontinente und Länder waren jedoch so verzerrt, dass die Fläche einzelner Gebiete nicht mehr stimmte. Die Gebiete in Polnähe erscheinen besonders gross. 

Die alte Karte ist auch ein Produkt der damaligen Grossmächte. Mercator rückte Westeuropa ins Zentrum und stellte den Kontinent grösser dar als er ist. Der Kartenmacher platzierte Deutschland in die Mitte und nicht in den Norden, wo es sich tatsächlich befindet.

Die Einführung der Peters-Weltkarte ist somit auch ein Zeichen gegen diese westliche Hegemonie. «Das ist der Anfang eines Drei-Jahres-Projekts. Der Schulplan an unseren Schulen soll entkolonialisiert werden», sagt Colin Rose, Assistentin des Gleichstellungsbüros der öffentlichen Schulen in Boston der britischen Zeitung «Guardian». «Die Mercator-Weltkarte ist ein Symbol dafür, dass Europa ins Zentrum der Welt gerückt wurde.»

Wer ist grösser?

Wer die Grösse verschiedener Staaten direkt und grafisch miteinander vergleichen will, findet hier eine interaktive Karte. (maz)

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