EU-Kommissar im Fettnapf
Oettinger sagt Sorry wegen «Schlitzaugen-Rede»

Er verspottete Chinesen als «gleichgeschaltete Schlitzaugen» und scherzte über die «Pflicht-Homoehe» in Deutschland. Nun musste der umstrittene EU-Kommissar Günther Oettinger zu Kreuze kriechen.
Publiziert: 03.11.2016 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:40 Uhr
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EU-Kommissar Günther Oettinger hat offiziell um Entschuldigung für seine «Schlitzaugen«-Rede gebeten. Er sehe ein, dass seine Wortwahl negative Gefühle erzeugt habe und einige Menschen sogar verletzt haben könnte, liess der Deutsche heute Donnerstag in Brüssel mitteilen.

Er bitte deswegen um Verzeihung für alle Äusserungen, die «nicht so respektvoll waren, wie sie es hätten sein sollen», lässt sich der frühere baden-württembergische Ministerpräsident in einem Entschuldigungsschreiben zitieren. Es habe sich nicht um eine abgelesene Rede gehandelt, sondern er habe «frei von der Leber» gesprochen.

Oettinger hatte in einer Rede in Hamburg unter anderem Chinesen als «Schlitzaugen» bezeichnet, von einer «Pflicht-Homoehe» gesprochen und missverständliche Äusserungen zur Frauenquote gemacht. Daraufhin brach ein Sturm der Entrüstung los. Es gab auch Rücktrittsforderungen an den EU-Kommissar.

Eine Sprecherin des chinesischen Aussenministeriums kommentierte am Mittwoch, die Bemerkungen des Deutschen verdeutlichten, dass manche westliche Politiker «ein irritierendes Gefühl der Überlegenheit» hätten.

Erste Entschuldigung gescheitert

Ein erster Versuch von Oettinger, seine Aussagen herunterzuspielen, war am Wochenende fehlgeschlagen. Seine Worte über «Schlitzaugen» seien eine «saloppe Äusserung» gewesen, hatte der 63-Jährige der Zeitung «Die Welt» gesagt. Er habe nur auf die wachsende Konkurrenz durch Länder wie China oder Südkorea hinweisen wollen.

Zur Homo-Ehe erklärte er, er habe nur darüber gesprochen, weil sie eines der Themen in der öffentlichen Debatte sei. Ähnlich äusserte sich Oettinger auch jetzt wieder - allerdings fügte er nun die bislang ausgebliebene Bitte um Verzeihung hinzu.

Der Deutsche ist derzeit in der von Jean-Claude Juncker geführten Kommission für die Digitalwirtschaft zuständig. Vor der Affäre wurde angekündigt, dass er künftig die Ressorts für Haushalt und Personal übernehmen soll. Zudem ist eine Beförderung zu einem der Vizepräsidenten der Brüsseler Behörde im Gespräch.

Grund für den Ressortwechsel Oettingers ist der angekündigte Rücktritt von EU-Vizekommissarin Kristalina Georgiewa. Die Bulgarin wechselt zur Weltbank.

EU-Kommissar Oettinger macht sich schon mehrmals zum Gespött. So hat er laut Einschätzung vieler Experten keine Ahnung vom Internet, kann nur schlecht Englisch - und wurde von Ex-«Titanic»-Chef Martin Sonneborn beim «Recht auf Vergessen» vorgeführt. (SDA/bö)

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