Die EU-Staaten halten eine Verantwortung Russlands für den Giftanschlag auf einen russischen Ex-Spion in Grossbritannien für «höchstwahrscheinlich» (BLICK berichtete). Am EU-Gipfel in Brüssel gelangten sie zur Auffassung, es gebe für die Tat «keine andere plausible Erklärung».
Die EU-Staats- und Regierungschefs hätten sich bei ihrem Gipfel in Brüssel dieser Einschätzung der britischen Regierung angeschlossen, teilte EU-Ratspräsident Donald Tusk im Kurzbotschaftendienst Twitter am Donnerstagabend mit.
Merkel warnt Putin
Als Reaktion wurde der EU-Botschafter in Moskau für Konsultationen zurückgerufen.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hält zudem als Reaktion auf den Giftanschlag weitere Massnahmen gegen Russland für möglich. Zunächst müsse die Bewertung durch die mit der Untersuchung beauftragte Chemiewaffenorganisation abgewartet werden, sagte sie. «Wir sind entschlossen, (...) gegebenenfalls auch durch weitere Massnahmen einheitlich zu reagieren.»
Wortwahl verschärft sich
Noch am Montag hatte sich die EU bei einem Aussenministertreffen nicht auf eine klare Schuldzuweisung in Richtung Russland einigen können. Damals hatte es geheissen, die EU nehme die Einschätzung Grossbritanniens sehr ernst, dass höchstwahrscheinlich Russland für den Anschlag verantwortlich sei. Am EU-Gipfel hiess es dann zuerst, es seien keine Sanktionen geplant.
Theresa May macht Stimmung
Am Donnerstag hatte die britische Premierministerin Theresa May nochmals eindringlich vor einer Bedrohung Europas durch Russland gewarnt. Der Giftanschlag von Salisbury füge sich ein in eine Politik «russischer Aggression gegen Europa und seine Nachbarn», sagte May. «Es ist klar, dass die Bedrohung durch Russland keine Grenzen respektiert.»
Die britische Regierung hatte Russland von Anfang an dafür verantwortlich gemacht. Russland streitet jegliche Verantwortung für den Anschlag ab. (SDA)