Das Leid in der nordsyrischen Millionenstadt Aleppo ist immens. Assads Truppen haben die Rebellen zurückgedrängt. Viele Zivilisten wurden laut Uno-Berichten getötet. Inzwischen ist die Stadt ganz in der Hand der Getreuen des syrischen Herrschers Baschar al-Assad.
Obwohl das Elend gross ist, keimt leichte Hoffnung auf. Roland Popp, Nahost-Experte am Center for Security Studies der ETH Zürich, sagt: «Die Eroberung Aleppos ist ein Wendepunkt in der Syrien-Krise.» Er sei durch die Intervention der Russen vor einem Jahr eingeleitet worden.
Die Assad-Truppen würden nun versuchen, die Stadt abzusichern und weitere westlich vorgelagerte Gebiete aus den Händen der Rebellen zu befreien. Die Eroberung der Rebellen-Hochburg Idlib würden sie sich bis zum Schluss aufsparen.
Roland Popp vermutet, dass Assad die Kontrolle über sein Land mit Hilfe der Russen zurückerlangen werde. Während andere Nahostexperten keine Lösung mit Assad sehen, geht er von einer Zukunft des Landes unter Assad aus. Popp: «Assad ist zwar sicher keine gute Alternative, aber er ist das kleinere Übel zu den Dschihadisten.»
Hoffnung für IS-Hochburg Mossul
Der ETH-Sicherheitsexperte warnt vor einer Idealisierung der Rebellen. «Das sind keine demokratischen Organisationen, die auf uns vertraute Werte wie etwa die Gleichstellung der Frau achten.» Unter Assad hingegen hätten Frauen weitaus mehr Rechte als in anderen arabischen Ländern.
Auch für den Westen sei Assad das kleinere Übel, da sich Syrien unter den Rebellen zu einem Al-Kaida-Emirat entwickeln könnte. «Das wäre für uns in Europa eine weitaus grössere Bedrohung als Assad.»
Popp sieht auch für die IS-Hochburg Mossul im Irak Hoffnung. Die Rückeroberung durch irakische Truppen und deren Verbündeten gestalte sich zwar schwieriger als erwartet, da sich der IS gut auf den Angriff vorbereiten konnte. Popp geht aber davon aus, dass die Stadt bis Frühling 2017 befreit und der IS anschliessend aus dem Irak vertrieben wird. Der IS wird seinen Schwerpunkt nach Syrien verlagern und so seine Lebenszeit etwas verlängern.
Der Krieg in Syrien wird noch viele weitere Opfer fordern. Roland Popp warnt aber davor, die Schuld für das Gemetzel allein Assad zu geben. Popp: «Ich bin nicht glücklich über die Berichterstattung aus Syrien. Wir können überhaupt nicht prüfen, was stimmt und was Propaganda ist. Fest steht lediglich, dass der Krieg äusserst brutal ist.»