Zur Zusammensetzung der Gruppe gab es zunächst weder aus Ankara noch aus Moskau weitere Informationen. Wenn es nötig werde, könnten sich danach auch Russlands Staatschef Wladimir Putin und Präsident Recep Tayyip Erdogan treffen - darauf hätten sich die beiden schon geeinigt, fügte Cavusoglu hinzu.
Russland ist Schutzmacht der syrischen Regierung, die in Idlib auf dem Vormarsch gegen die islamistischen Rebellen ist. Das Gebiet grenzt an die Türkei, die dort auch Militärposten unterhält.
Syrische und russische Angriffe haben jüngst Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben - auch in Richtung türkische Grenze. Das hatte bei der Türkei, die bereits Millionen Flüchtlinge beherbergt, Besorgnis ausgelöst. Sie fordert vehement die Einhaltung einer vereinbarten Waffenruhe und dass Russland die syrische Regierung stoppt.
Idlib ist nach fast neun Jahren Bürgerkrieg in Syrien das letzte grosse Rebellengebiet. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt Rebellen. Sie hatte sich mit Russland auf eine Deeskalationszone für Idlib geeinigt und zwölf eigene Beobachtungsposten errichtet.
In der Region leben geschätzt rund drei Millionen Menschen. Kontrolliert wird das Gebiet von der Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahe steht.
Über eine halbe Million Menschen auf der Flucht
Die Vereinten Nationen haben derweil ihre Rufe nach einem neuen Anlauf für eine Waffenruhe bekräftigt. Bei einer Sitzung des Uno-Sicherheitsrates am Donnerstag (Ortszeit) zeichneten der Uno-Vermittler für Syrien, Geir Pedersen, und Uno-Nothilfekoordinator Mark Lowcock ein düsteres Bild.
In den vergangenen zwei Monaten seien knapp 600'000 Menschen in der Region auf der Flucht gewesen, die meisten Kinder. Die nicht von syrischen Truppen beherrschten Gebiete seien zunehmend überfüllt.
Allein am Donnerstag waren bei russischen Luftangriffen auf die Stadt Idlib nach Angaben von Menschenrechtsbeobachtern mindestens zehn Zivilisten getötet worden. Zuvor seien sieben Zivilisten durch syrische Artillerie bei Aleppo umgekommen, hiess es.
Die syrischen Truppen rückten weiter in das Rebellengebiet vor, unter anderem in die Stadt Sarakib südöstlich der Stadt Idlib. Das dürfte den Konflikt mit der Türkei verschärfen.
Erdogan droht Damaskus
Erdogan hatte Damaskus Mitte der Woche scharf gedroht. Am Montag waren in Idlib unter syrischem Beschuss nach offiziellen Angaben sieben türkische Soldaten und ein ziviler Mitarbeiter des Militärs getötet worden. Die Türkei hatte daraufhin bei einem Vergeltungsangriff mehrere syrische Soldaten getötet.
Erdogan sagte, dass jeder Angriff in Zukunft «ohne eine Warnung auf die gleiche Weise beantwortet» werde. Er stellte zudem Damaskus ein Ultimatum: Sollte sich das syrische Militär nicht noch im Februar von den türkischen Beobachtungsposten in der Region zurückziehen, werde die Türkei gezwungen sein, die Sache «selbst in die Hand zu nehmen».
Vorgehen syrischer Truppen verteidigt
Der russische Aussenminister verteidigte das Vorgehen der syrischen Streitkräfte. «Alles, was getan wird, um die Terroristen zurückzudrängen, ist im rechtlichen Rahmen, weil sich keine der Vereinbarungen zur Waffenruhe und zum Ende der Kampfhandlungen auf die Terroristen beziehen», sagte Sergej Lawrow der Agentur Interfax zufolge bei einem Besuch in Mexiko. Die Türkei wiederum solle ihre Verpflichtungen im Kampf gegen die Terroristen erfüllen und in Idlib eine entmilitarisierte Zone schaffen.
Aktivisten berichteten am Freitag, dass türkische Truppen Nachschub in die Region gebracht und östlich der Stadt Idlib einen neuen Militärposten errichtet hätten. Am Donnerstag sei eine Kolonne von fast 50 Fahrzeugen aus der Türkei über die syrische Grenze gefahren, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Darunter seien Panzer und gepanzerte Fahrzeuge gewesen.
Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Freitag, dass das Militär Beobachtungsposten in Idlib aufgerüstet habe. Ein Konvoi habe Panzer und schwere Geschütze geliefert. Von den zwölf Posten in Idlib lägen drei schon hinter den Linien der syrischen Truppen, berichtete Anadolu unter Berufung auf Sicherheitskreise. (SDA)
Seit 2011 tobt der Krieg in Syrien. Zeitweise sah es so aus, als verliere Präsident Baschar al-Assad seine Macht. Mittlerweile aber konnten Regierungsgruppen grosse Gebiete des Landes wieder einnehmen. Ein Überblick:
- Syrische Regierung
Assads Anhänger kontrollieren fast den gesamten westlichen Teil des Landes von Aleppo im Norden über das Zentrum um die Hauptstadt Damaskus bis zur Stadt Daraa im Süden, wo der Aufstand im Frühjahr 2011 begonnen hatte. Regierungstreue Kräfte beherrschen damit den grössten Teil der noch verbliebenen Einwohner und die wichtigsten Städte. Allerdings ist die Armee dabei auf Hilfe angewiesen.
Das sind einerseits lokale Milizen, die oft von Kriegsherren kommandiert werden. Dazu zählen aber auch ausländische schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, wie die Hisbollah aus dem Libanon. Russlands Armee unterstützt die Regierung mit Luftangriffen. - Die Rebellen
Eine ihrer letzten verbliebenen Hochburgen ist die Region um die Stadt Idlib im Nordwesten Syriens. Eine der stärksten bewaffneten Gruppen dort ist die Organisation Tahrir al-Scham (HTS), die früher zum Terrornetzwerk Al-Kaida gehörte. In dem Gebiet leben auch mehr als eine Millionen Menschen, die aus anderen Regionen vor den Assad-Truppen geflohen sind. Die humanitäre Lage ist schwierig. - Die Türkei
Gemeinsam mit syrischen Rebellen beherrschen Ankaras Truppen ein Gebiet nördlich von Idlib rund um die Stadt Afrin. Die türkische Armee war hier im Frühjahr einmarschiert und hatte die Kurdenmiliz YPG vertrieben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht nun mit einer neuen Offensive gegen die Kurden. - Die Kurden
Sie beherrschen grosse Gebiete im Norden und Osten Syriens und haben eine Selbstverwaltung errichtet. Die Kurdenmiliz YPG führt eine Koalition an, zu der auch lokale arabische Gruppen gehören. Die so genannten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) bekämpfen nahe der Grenze zum Irak einer der letzten Bastionen des IS. Die Kurden kontrollieren auch die wichtigsten Ölvorräte des Bürgerkriegslandes. - Die USA
Washington hat etwa 2000 Mann im Land, die die YPG und SDF unterstützen, unter anderem mit Ausbildung. Als Hauptziel nennen sie die Zerschlagung des IS. Die USA führen auch eine internationale Koalition an, die Luftangriffe auf die Extremisten fliegt. Trump liess die US-Truppen im Oktober 2019 abziehen und brach die Unterstützung der kurdischen Kämpfer ab.
- Der IS
Die Terrormiliz Islamischer Staat hat ihr früheres Herrschaftsgebiets fast vollständig verloren. Im Osten kontrolliert sie noch ein kleines Gebiet. In den Wüstenregionen Syriens und auch des Iraks sind aber noch Zellen aktiv, die Terroranschläge verüben.
Seit 2011 tobt der Krieg in Syrien. Zeitweise sah es so aus, als verliere Präsident Baschar al-Assad seine Macht. Mittlerweile aber konnten Regierungsgruppen grosse Gebiete des Landes wieder einnehmen. Ein Überblick:
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Das sind einerseits lokale Milizen, die oft von Kriegsherren kommandiert werden. Dazu zählen aber auch ausländische schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, wie die Hisbollah aus dem Libanon. Russlands Armee unterstützt die Regierung mit Luftangriffen. - Die Rebellen
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- Der IS
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