Roland Diethelm, Schweizer Pfarrer und BLICK-Kolumnist, flieht am Mittwochabend im letzten Moment von Santo Domingo (DomRep) nach Mexico City, um der Naturgewalt des Hurrikans Irma zu entgehen. «Als ich von Irma erfahren habe, bekam ich zuerst Angst, dass ich nicht von der Dominikanischen Insel fliehen kann. Ich hatte aber Glück und konnte eine der letzten Maschinen nehmen.»
Knappe 24 Stunden später der nächste Schock: In Mexiko ereignet sich das stärkste Erdbeben seit 100 Jahren, erreicht auf der Richterskala eine Stärke von 8,2. Und Diethelm erlebt es hautnah mit. Er sagt zu BLICK: «Das waren Tage voller Adrenalin und voller Schrecken!»
Riesen-Knall, Stromausfall, Haus schwankt
Es ist kurz vor Mitternacht (Ortszeit), als das Beben beginnt: «Das Haus schwankte hin und her. Es fühlte sich an, als wäre man seekrank.» Dann ein lauter Knall: Stromausfall! «Ich sah aus dem Fenster und sah mehrere Blitze am Horizont. Mehrere Stromleitungen sind explodiert.»
Er und sein Partner wecken ihre Kinder. «Wir wollten nicht, dass sich jemand verletzt. Und ein Bild von der Wand fällt.»
«Die 30 Sekunden haben sich wie eine Stunde angefühlt!»
Die Familie habe zusammen in einem Zimmer gewartet, bis das Erdbeben vorbei gewesen sei. Etwa 30 Sekunden dauert es. «Es fühlte sich wie eine Stunde an!» Die gesamte Familie sei wohlauf. Schäden habe es in der Wohnung keine gegeben. «Auch die Katze, die während dem Beben verschwunden war, ist wieder aufgetaucht.»
Das Haus über die Fluchttreppe verlassen wollten sie nicht. Sie hätten Angst gehabt, dass ein Kind in der Panik herunterfallen könnte. «Ich sah aber, wie unsere Nachbarn die Feuertreppe runterrannten», erzählt Diethelm.
«Ich hatte Angst, dass wieder viele Menschen sterben werden»
Das Ereignis ist Diethelm sehr nahe gegangen. «Ich habe tief in das Auge des zerbrechlichen Lebens geschaut.» Er habe schon drei Erdbeben miterlebt, aber alle unter der Stärke 6. Er sagt: «Ich hatte Angst, dass wieder viele Menschen sterben würden. Wie im Jahr 1985 in Mexiko-Stadt, wo mehrere tausend Menschen ums Leben kamen.»
1985 wurde Mexiko-Stadt von einem der verheerendsten Erdbeben seiner Geschichte erschüttert, das mindestens 9500 Todesopfer forderte. Weitere Folgen: Etwa 30'000 Verletzte und 100'000 Obdachlose sowie massive Gebäudeschäden.