«Es sind bloss Haare!»
Schule schickt Irokesen (7) wegen Irokesen-Frisur heim

Jakobe Sanden (7) wurde wegen seines Haarschnitts nach Hause geschickt. Dabei ist seine Frisur – ein Irokese – keine Provokation, sondern echte Tradition seines Stammes.
Publiziert: 03.10.2015 um 21:23 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:24 Uhr
Der kleine Jakobe Sanden brauchte die Erlaubnis eines Stammesführers für seine Frisur.

Frisch frisiert kam der siebenjährige Jakobe Sanden letzte Woche in der Arrowhead Grundschule in Santa Clara USA an - und wurde umgehend wieder nach Hause geschickt. Seine Frisur - ein Irokese - sei eine Provokation. Der Haarschnitt lenke die Mitschüler ab und verstosse gegen die Schulordnung.

Seine Eltern, beides Angehörige von Stämmen amerikanischer Ureinwohner, konnten den Entscheid der Schulleitung kaum fassen: «Ich bin sehr irritiert», schrieb Jakobes Mutter Teyawnna Sanden (43) auf Facebook: «Ich habe einen Anruf bekommen, sie sagen Kobe darf keinen Irokesen-Schnitt mehr tragen. Im Ernst? Es sind bloss Haare!»

Auch der Vater verstand die Welt nicht mehr. Er habe dem Schulleiter gesagt, dass sie Jakobes Haare auf keinen Fall schneiden würde. «Es ist ein Symbol dafür, was wir sind», sagte Gary Sanden (43) der «Washington Post». Gary Sanden ist Mitglied der Seneca Nation, Teyawnna Sanden gehört zu den Kaibab Band of Paiutes.

Bestätigung von Stammesführer verlangt

In der Hausordnung der Grundschule ist die Haarlänge zwar nicht explizit erwähnt. Gemäss dem stellvertretenden Grundschulleiter Rex Wilkey habe man sich von der Regel «Kleider und Frisur dürfen weder für Ablenkung noch Störung sorgen» leiten lassen.

Er sei am Telefon darüber informiert worden, dass die Frisur seines Sohnes die anderen Kindern ablenken würde, sagte Gary Sanden weiter. Ausserdem sei er angewiesen worden, eine Bestätigung von einem Stammesführer zu organisieren, in dem die Irokesen-Tradition der amerikanischen Ureinwohner bestätigt werde: «Das ist, wie wenn man rasch einen Gouverneur der Vereinigten Staaten anrufen müsste.»

Tatsächlich konnten Jakobes Eltern die Frisur-Bestätigung organisieren. «Seit Jahrhunderten und bis in die heutige Zeit hinein tragen amerikanische Ureinwohner ihre Haare auf unterschiedliche Art und Weise, um ihren Stolz auf ihre Herkunft zu zeigen», schrieb William Canelle vom Stamm der Seneca-Nation an den Vorstand des Schuldistrikts: «Für Seneca-Jungs ist es üblich, einen Irokesen-Schnitt zu tragen. Nach Jahren der Unterdrückung sind sie stolz auf ihre Zugehörigkeit.»

Grundschulleiter Wilkey bestätigte in einem Statement an die Medien, dass der Vorfall durch den Bescheid des Stammsführers gelöst worden sei.

Trotz Happy End sagte Gary Sanden zur «Tribune: «Unseren Sohn wegen ein paar Haaren so zu ächten, das ist 50er-Style.» Dass die Grundschule ausgerechnet «Speerspitze» (Arrowhead) heisse, sei geradezu ironisch. (ant)

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