Donald Trump (74) straft Anthony Fauci (79) ab. Der Chefvirologe ist beim US-Präsidenten offenbar endgültig in Ungnade gefallen. Während die Corona-Zahlen in den USA immer weiter steigen, nimmt die Regierung den obersten Corona-Experten ins Visier.
Das Weisse Haus sei «besorgt darüber, wie oft sich Dr. Fauci in der Sache geirrt hat», sagte ein Regierungsbeamter am Samstag zu CNN. Der Beamte fuhr mit einer langen Liste von Beispielen fort, zitierte Faucis Kommentare zu Beginn der Pandemie und verwies auf frühere Interviews.
Fauci war anfangs gegen die Maske
Der renommierte Wissenschaftler Fauci hatte in den letzten Monaten Kultstatus erlangt, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt und sein Gesicht bei Trumps Pressekonferenzen auch schon mal in den Händen vergrub, wenn ihm der Inhalt missfiel. Gemeinsam mit seiner Kollegin Deborah Birx (64) gilt er in der Corona-Krise als «Stimme der Vernunft» in den USA. Wie viele Wissenschaftler hatte Fauci in der Corona-Krise aber auch mehrfach seine Meinung geändert, je mehr über die neue Krankheit bekannt wurde.
«Menschen sollten nicht mit Masken herumlaufen», hatte er etwa im März gesagt. Später revidierte er seine Meinung, trug selbst demonstrativ bei Pressekonferenzen einen Mund-Nasen-Schutz. Damit war er nicht allein: Auch in der Schweiz hielten Experten die Maskenpflicht lange für unnötig.
Warum änderte Fauci seine Meinung?
Der führende Corona-Experte Christian Drosten wurde etwa für seine «Kehrtwenden» bei den Schulschliessungen angefeindet, «Mr. Corona» Daniel Koch verbot Grosseltern erst das Enkel hüten – hielt dann aber Kinder doch plötzlich für wenig gefährlich.
Die vermeintlichen Kehrtwenden sind ein gutes Zeichen: Das neue Coronavirus stellte Politik und Wissenschaftswelt zu Jahresbeginn vor eine Herausforderung. Weil der Erreger noch nicht untersucht war, mussten die Forscher für ihre Empfehlungen mit ersten Beobachtungen und Erfahrungswerten ähnlicher Viren arbeiten. Erst durch die grössere Ausbreitung, die grossangelegte Studien ermöglichte, konnten die Forscher mehr über das Virus lernen – und ihren Kurs entsprechend koordinieren.
Trump und Fauci sprechen nicht mehr miteinander
Doch darum geht es Trump nicht. Er hasst es, dass Fauci ihm die Show stiehlt und ihm öffentlich widerspricht. Wie Fauci im Juni verriet, sprechen die beiden auch nicht mehr miteinander. Nachdem der Chef-Virologe lange diplomatisch war, hatte er sich in zahlreichen Interviews zuletzt offen gegen Trumps Corona-Politik positioniert.
«Wenn man uns als Land mit anderen Ländern vergleicht, kann man wohl nicht sagen, dass es uns gut geht», sagte Fauci etwa. In einem anderen Interview widersprach Fauci der Behauptung des Präsidenten, dass «99 Prozent» der Coronavirus-Fälle in den Vereinigten Staaten «völlig harmlos» seien.
Das passte Trump nicht, der öffentlich scharf gegen seinen Top-Experten schiesst. Fauci sei ein «netter Mann», habe aber «sehr viele Fehler gemacht», sagte Trump vergangene Woche auf Fox News. Nun hat er offenbar seinen ganzen Regierungsapparat darauf angesetzt, Fauci schlechtzumachen.
Auch andere Regierungsbeamte widersprechen Fauci
Gegenwind bekommt der renommierte Virologe auch vom obersten «Corona-Tester» des Landes. Er halte Faucis Vorschlag, dass Staaten die Wiedereröffnung aufschieben sollten, wenn die Fallzahlen stark ansteigen, für «nicht zu 100 Prozent richtig», sagte der Kinderarzt und Marine-Admiral Brett Giroir (59). Er ist innerhalb der Corona-Taskforce für die Corona-Tests in den USA verantwortlich. Die «Washington Post» hatte zuvor über Faucis Forderung berichtet.
«Ich respektiere Dr. Fauci sehr, aber Dr. Fauci hat nicht zu 100 Prozent Recht und er hat auch nicht unbedingt – das gibt er zu – das gesamte nationale Interesse im Auge», sagte Giroir am Sonntag auf NBC News. «Er betrachtet es aus einem sehr engen Blickwinkel der öffentlichen Gesundheit.»
Fauci lässt sich nicht auf Zoff mit Trump ein
Während das Weisse Haus gegen Fauci vorgeht, stärkt ihm die Opposition den Rücken. Der demokratische Abgeordnete Adam Schiff (60) etwa, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, ist entsetzt über den Versuch der Regierung, Fauci ins Abseits zu drängen oder zu diskreditieren. Das sei «einfach schrecklich». Trump könne schlicht «die Tatsache nicht ertragen, dass das amerikanische Volk Anthony Fauci vertraut und Donald Trump nicht vertraut – und deshalb muss er ihn niedermachen».
Fauci selbst hat offenbar keine Lust, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Eine Anfrage von CNN blieb unbeantwortet. Auch eine Interview-Anfrage von BLICK sagte Faucis Behörde vergangene Woche ab. Er und sein Team seien zu sehr mit Forschung beschäftigt. Für einen Zoff mit dem US-Präsidenten dürfte dem Wissenschaftler seine Zeit angesichts der Krise zu kostbar sein.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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