Es sind traurige Bilder, die derzeit in den sozialen Medien kursieren. Und: Sie sorgen für Entrüstung! Die Wut richtet sich gegen den Grosswildjäger Leon K.* – er hat in Botswana kürzlich einen Elefanten erlegt.
K. ist Berufsjäger und wird von Jagdtouristen, sogenannten Trophäenjägern, aus aller Welt aufgesucht, um ihnen beim Aufspüren und Jagen einiger der gefährlichsten Tiere Afrikas zu helfen.
Die Tötung von «Big Tusker» kostete sie 50'000 Franken
Wie «Metro» berichtet, haben die Trophäenjäger für die Tötung des Elefanten satte 50'000 Franken lockergemacht. Kein Wunder, denn es handelt sich beim Tier um den grössten Elefanten in Botswana seit 1996, der von Jägern ins Visier genommen wurde.
Aufgrund seiner unglaublich grossen Stosszähne – zusammen wiegen sie 90 Kilogramm – war der Elefant auch als ein «Big Tusker» (grosser Stosszahn) oder «Hundertpfünder» bekannt. Weil er mit seinen 50 Jahren bereits ziemlich alt war, reichte ein einziger Schuss, um ihn ausser Gefecht zu setzen.
Es ist unter Trophäenjägern üblich, dass sie nach der Tötung mit ihrer Beute für Fotos posieren. Bereits vor vier Jahren hat die US-Jagdtouristin Tess T.* auf grausame Art und Weise ihre Trophäen in die Kamera gehalten. Nachdem sie die Bilder auf Facebook hochgeladen hatte, erntete sie einen riesigen Shitstorm.
Auch die Bilder der Tötung von «Big Tusker» sind nun ins Netz gelangt und haben insbesondere bei Tierschützern und -aktivisten für blankes Entsetzen gesorgt. Denn die Elefantenjagd ist ihnen bereits lange ein Dorn im Auge.
Berufsjäger K. sieht die ganze Sache rund um die Elefantenjagd etwas anders. Obwohl er wegen des Shitstorms sein Facebook-Profil inzwischen auf privat gestellt hat, steht er weiterhin zu seiner Tat. In einem Podcast nahm er kürzlich Stellung zur Affäre.
«Es ist ein Privileg, einen solchen Elefanten zu töten»
«Es ist ein unglaubliches Privileg, wenn man in der Lage ist, einen solchen Bullen zu töten.» Es gehe ihm dabei aber nicht nur darum, einen Bullen zu erledigen, schnell ein Foto zu machen und dann wieder zu verduften. Natürlich habe man nach der Tötung grosse Gewissensbisse, sei traurig und denke an das grossartige Leben, das dieser Elefant geführt habe, so K.
Dennoch sieht er in der Elefantenjagd auch einige positive Dinge. Er ist überzeugt davon, dass die Jagd ein nachhaltiges Naturschutzinstrument sei, das durchaus auch die Wirtschaft eines Landes ankurbeln könne, indem es Arbeitsplätze und Nahrungsmittel für die Einheimischen schaffe. Dabei würde gleichzeitig auch der Tourismus angekurbelt.
Und tatsächlich: K.s Jagdausflüge haben Arbeit und Fleisch für 350 umliegende Dörfer geliefert. Auch in Botswanas Wirtschaft nimmt die Jagd eine wichtige Stellung ein, spülte sie doch im vergangenen Jahr 2,7 Millionen in die Staatskassen.
Aktivisten hingegen sind der Meinung, dass das Leben der Tiere einen höheren Stellenwert haben sollte und dass man die Wirtschaft nicht als Erklärung dafür brauchen dürfe, um die Jagd auf Elefanten zu rechtfertigen.
Aufhebung des Jagdverbots 2019 hat grossen Einfluss auf Elefantenpopulation
So hat Botswana in den vergangenen Jahren immer wieder verschiedene Strategien verfolgt. 2014 war die Elefantenjagd zum letzten Mal verboten, doch 2019 erlaubte der damals neu gewählte Präsident Mokgweetsi Masisi sie wieder.
Sein Vorgänger Ian Khama hat sich lauthals für eine Erhaltung des Jagdverbots starkgemacht – vergebens. Unter Tierschützern ist man sich deshalb einig, dass die Aufhebung des Verbots dafür verantwortlich ist, dass die Elefantenpopulationen in Botswana Jahr für Jahr zurückgehen.
Kein Wunder, sind Jagdtouristen für die Tierschützer ein rotes Tuch: Weil sie die Elefanten mit den jeweils grössten Stosszähnen töten, hat das einen Einfluss auf die Genetik der Tiere.
Bei den Nachkommen werden die Stosszähne nämlich immer kürzer, was für die Elefanten schlimme Folgen haben kann. In Dürreperioden wären sie beispielsweise nicht mehr imstande, Wasser aus trockenen Flussbetten zu holen – sie graben damit Löcher. (ced)
* Namen bekannt