Der Axel-Springer-Verlag hat den ehemaligen Chefredakteur der «Bild», Julian Reichelt, verklagt. Dies bestätigte eine Unternehmenssprecherin am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Neben einer Zivilklage, die auf die Rückzahlung einer siebenstelligen Abfindung sowie eine sechsstellige Vertragsstrafe abzielt, hat der Verlag demnach auch Strafanzeige wegen Betrugs gegen Reichelt erstattet. Über die Zivilklage hatte zuvor der «Spiegel» berichtet.
Die Klage wurde demnach beim Berliner Arbeitsgericht eingereicht. Der Verlag verweist darin auf einen im Herbst 2021 mit Reichelt geschlossenen Abwicklungsvertrag. Neben der Millionenabfindung sieht dieser weitere Pflichten vor, gegen die der ehemalige «Bild»-Chef nach Auffassung seines früheren Arbeitgebers verstossen hat. Dabei geht es unter anderem um den Umgang mit unternehmensinternen Daten.
Wie der «Spiegel» berichtete, hatte Reichelt im Rahmen des Abwicklungsvertrags auch zugesagt, keine Springer-Mitarbeiter abzuwerben. Der Verlag sieht auch diese Zusage als nicht eingehalten ein; mehrere ehemalige Springer-Kollegen Reichelts arbeiten heute für dessen Unternehmen Rome Medien.
Darüber hinaus habe der Verlag Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet, sagte die Sprecherin. Die Ermittlungen dazu liefen noch, es gehe um den Vorwurf des Betrugs.
Reichelt war im Oktober 2021 von seinen Aufgaben als «Bild»-Chefredakteur entbunden worden. Er soll mit zahlreichen Mitarbeiterinnen Verhältnisse gehabt haben, von denen einige ihm Machtmissbrauch vorwerfen. Ein internes Prüfverfahren war zunächst im Frühjahr 2021 eingestellt worden. Auch anschliessend habe Reichelt jedoch «Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt», erklärte der Verlag später.
(AFP)