Es begann um 04.20 Uhr mit dem Sturm auf Saint-Denis – Das Protokoll des 18. November 2015
Europa in Angst und Panik

Nach den Anschlägen in Paris ist nichts mehr wie es einmal war. Alle Drohungen werden ernst genommen und lösen innert Sekunden Panik in der Bevölkerung aus. So auch am 18. November.
Publiziert: 18.11.2015 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:04 Uhr
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Der Pariser Vorort St. Denis ist im Belagerungszustand.
Foto: Keystone
Von Guido Felder

Die Saat der Terroristen geht auf. Die Anschläge von Paris, bei denen am Freitag 132 Menschen getötet wurden, verändern unseren Alltag. Es wächst die Angst. Jedes noch so kleine Anzeichen einer möglichen Gefahr wird ernst genommen – löst aber auch Panik aus.

Ein Tag wie der gestrige 18. November: Ist das nun unser Alltag? Wie lang erleben wir nun solche Tage voll Unruhe, Angst und weiterer Gewalt?

2.30 Uhr: Es beginnt auf der anderen Seite der Welt. In den USA brechen zwei Passagierjets der Air France auf dem Weg nach Paris den Flug frühzeitig ab. Sie landen wieder auf amerikanischen Flughäfen. Nach dem Start hat es Bombendrohungen gegeben. Gefunden wird nichts.

4.20 Uhr: Im Pariser Vorort Saint-Denis kommt es zu einer gewaltigen Schiesserei. Die Polizei nimmt sieben Personen aus der Islamistenszene fest. Ein Verdächtiger, der sich verschanzt hat, wird von einem Scharfschützen getötet. Diese Terrorgruppe hatte den Flughafen Charles de Gaulle sowie das Einkaufszentrum Quatre Temps im Wirtschaftsviertel La Défense im Visier. Laut «Washington Post» soll bei der Razzia auch der Drahtzieher der Attentate, Abdelhamid Abaaoud (27), getötet worden sein. Die Leiche konnte noch nicht indentifiziert werden. Eine Frau sprengte sich mit einem Sprengstoffgurt in die Luft. Es handelt sich offenbar um die Cousine von Abaaoud. Beim Einsatz in Saint-Denis werden fünf Polizisten verletzt.

11.15 Uhr: Am Hauptbahnhof Hannover (D) gibt es erneut eine Bombendrohung. In einem Schliessfach wird ein verdächtiger Gegenstand gefunden. Der Mann, der die Polizei gerufen hat, wird festgenommen. Er ist psychisch krank.

11.30 Uhr: Noch ein Einsatz in Paris. Bei der Oper am Boulevard Haussmann löst ein verdächtiges Auto Panik aus. Menschen flüchten in Kaufhäuser. Das Auto erweist sich als harmlos.

12 Uhr: Alarm in der Türkei und in Deutschland. Die Polizei gibt bekannt, sie habe am Dienstag acht mutmassliche IS-Kämpfer abgefangen. Sie waren offenbar auf dem Weg nach Deutschland und hatten angegeben, einige Tage als Touristen in der Türkei verbringen zu wollen. Die Ermittler vermuten, dass die Marokkaner als syrische Flüchtlinge getarnt über die Balkanroute weiterwollten.

12.20 Uhr: Nach dem Fund eines verdächtigen Koffers wird Terminal 3 des internationalen Flughafens von Kopenhagen evakuiert. Kastrup ist der grösste Flughafen Skandinaviens.

12.38 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel bedankt sich für den Sicherheitseinsatz vor dem abgesagten Länderspiel Deutschland – Holland vom Dienstag (BLICK berichtete). Am Abend wird klar warum: Gemäss Bild.de erfuhr der Geheimdienst, dass mehrere Angreifer Bomben im Stadion zünden wollten. Die Sprengsätze sollten im Rettungswagen hineingeschmuggelt werden – und der Anführer wollte alles filmen. Um Mitternacht sei ein weiterer Anschlag in Hannover geplant gewesen.

13.00 Uhr: Auch der Bahnhof Düsseldorf (D) wird wegen eines verdächtigen Koffers vorübergehend gesperrt. Es handelt sich nur um einen Kleiderkoffer.

20.00 Uhr: Das Zürcher Konzertlokal Komplex 457 bleibt leer. Angesagt waren eigentlich die Eagles of Death Metal – jene Band, die beim Angriff auf die Konzerthalle Bataclan in Paris auf der Bühne gestanden hatte. Sie ist in die USA heimgereist. Viele europäische Konzertveranstalter verstärkten die Sicherheitsvorkehrungen.

Der 18. November: Vorbote für eine von Angst und Kontrollen geprägte Zukunft? Holger Münch, Chef des deutschen Bundeskriminalamtes, sagte ebenfalls gestern: «Wir dürfen nicht zulassen, dass die Angst unser Leben bestimmt.»

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