Dieser Schritt hatte sich abgezeichnet, nachdem mehrere Medienhäuser darüber spekuliert hatten. Beantragt wurde ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das Handelsunternehmen betonte, dass vor allem die Mieten an den drei Standorten das Geschäft belasten. Sie machten «ein nachhaltiges, ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich», hiess es. Teil der Insolvenz ist auch das noch im Bau befindliche Lamarr-Kaufhaus auf der Wiener Mariahilfer Strasse.
Eine Insolvenz in Eigenverwaltung anstatt mithilfe eines Insolvenzverwalters beantragen in der Regel Firmen, die gute Aussichten haben, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Es ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt auf Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt.
Die Insolvenz des Handelsunternehmens The KaDeWe Group GmbH folgt wenige Wochen, nachdem das Signa-Firmengeflecht des österreichischen Investors René Benko in Schieflage geriet. Signa ist an der KaDeWe-Gruppe beteiligt.
50,1 Prozent der KaDeWe Group gehören der Central Group der thailändischen Familie Chirathivat und zu 49,9 Prozent der Signa Retail mit Sitz in der Schweiz, zu der auch Galeria Karstadt Kaufhof gehört. Die Signa Retail hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln. Galeria Karstadt Kaufhof beantragte vor drei Wochen ein Insolvenzverfahren.
Indexmieten der Kaufhäuser «unverhältnismässig hoch» KaDeWe-Geschäftsführer Michael Peterseim hatte sich noch Ende November zuversichtlich gezeigt, dass die Gruppe nicht in den Sog der Signa-Krise geraten würde. «Operativ machen wir einen herausragenden Job. Alle Häuser verzeichnen auch in volkswirtschaftlich schwierigen Zeiten steigende Umsätze», sagte Peterseim nun laut Mitteilung.
«Die Indexmieten jedoch sind unverhältnismässig hoch, sie sind nicht marktüblich - und sollen weiter ansteigen.» Zahlreiche Gespräche mit dem Vermieter hätten daran nichts geändert. Die KaDeWe-Gruppe ist die Betreiberin der traditionsreichen Kaufhäuser in Berlin, Hamburg und München. René Benko ist über Signa ihr Vermieter.
Der Mitteilung zufolge hat die KaDeWe-Gruppe im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von knapp 728 Millionen Euro erwirtschaftet – ein Plus von fast 24 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Geschäftsjahr 2018/2019. Die Gruppe beschäftigt etwa 900 Mitarbeitende im KaDeWe in Berlin. Hinzu kommen rund 200 Beschäftigte im Alsterhaus, 300 im Oberpollinger und weitere rund 300 Mitarbeitende in der Berliner Zentrale.
Der Chef der Handelsberatung BBE, Johannes Berentzen, schätzt die Mietbelastung der KaDeWe-Gruppe je nach Standort auf 13 bis 20 Prozent des Umsatzes. «Für den Mehrheitseigner Central könnte sich eine Insolvenz lohnen, um aus den teuren Mietverträgen auszusteigen.» Berentzen betonte: «Ich bin mir sicher, dass es in allen drei Häusern weitergeht.» Luxus funktioniere trotz der Wirtschaftslage gut.
Zum verkaufsoffenen Sonntag am 28. Januar in Berlin blieben die Türen des KaDeWe jedoch anders als zunächst geplant geschlossen. Gründe erfuhren die Kunden an den Türen nicht.
Bei der Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsleitung im Amt, ihr wird allerdings ein sogenannter Sachwalter von aussen zur Seite gestellt. Die alte Geschäftsführung behält damit grosse Teile der Verfügungsgewalt über das Unternehmen. Zugleich ist die Firma vor Vollstreckungen und Zwangsmassnahmen von Gläubigern geschützt. (SDA)