Auf einen Blick
- Deutschland schiebt erstmals seit Taliban-Machtübernahme nach Afghanistan ab
- Abschiebung von 28 afghanischen Straftätern wurde vom Bundesinnenministerium organisiert
- Jeder Abgeschobene erhielt vor dem Flug 1000 Euro Handgeld
Deutschland hat einem Medienbericht zufolge das erste Mal seit der Machtübernahme der Taliban nach Afghanistan wieder Menschen in das zentralasiatische Land abgeschoben. Wie der «Spiegel» am Freitag mit Verweis auf Sicherheitskreise berichtete, startete am Morgen um 6:56 Uhr ein Charterjet der Fluggesellschaft Qatar Airways von Leipzig aus mit 28 afghanischen Straftätern an Bord in Richtung Kabul. Diese waren demnach zum Teil in der Nacht aus verschiedenen Bundesländern nach Leipzig gebracht worden.
Der «Spiegel» berichtete, die Aktion sei federführend vom Bundesinnenministerium organisiert worden. Jeder Abgeschobene erhielt demnach vor dem Flug 1000 Euro Handgeld. Die Abschiebung sei vom Kanzleramt und den Innenbehörden seit gut zwei Monaten vorbereitet worden, hiess es weiter.
Solingen löst Asyldebatte in Deutschland aus
Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte am Donnerstag angekündigt, dass Deutschland «sehr bald» Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan umsetzen werde. Ein «grosses Rückführungs- und Abschiebepaket» sei schon vor dem tödlichen Anschlag von Solingen «auf den Weg gesetzt» worden.
Bei einem Messerangriff auf einem Stadtfest in Solingen waren vor einer Woche drei Menschen getötet und acht weitere teils schwer verletzt worden. Der mutmassliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, wurde am Samstag festgenommen. Die Bundesanwaltschaft geht von einer Tat mit islamistischem Hintergrund aus. Der Fall löste unter anderem eine Debatte über Abschiebungen und mögliche Versäumnisse der Behörden aus.