Die Gläubigen kamen am Dienstagabend in der wenige hundert Meter entfernten Kirche Saint-German l'Auxerrois am Louvre-Palast zusammen. Der Dekan von Notre-Dame, Patrick Chauvet, hielt den Mitternachtsgottesdienst ab.
«Es ist nicht Dasselbe, aber es ist immer noch eine Weihnachtsmesse», sagte Juliette (16) vor dem Beginn des Gottesdienstes. «Wir werden heute Abend definitiv an Notre-Dame denken», fügte die junge Frau, die mit ihrer Familie aus Aix-en-Provence nach Paris gekommen war, hinzu.
«Wir weinen seit dem 15. April», sagte die Pariserin Danielle mit Blick auf das Datum des verheerenden Brandes. Im vergangenen Jahr habe sie noch an der Messe in Notre-Dame teilgenommen, sagte sie. Ein Lichtblick sei für sie der Notre-Dame-Chor, der trotz des Ortswechsels auch in diesem Jahr den Gottesdienst begleitete.
Brennende Zigarette oder Kurzschluss
Nur während der französischen Revolutionsjahre zu Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Notre-Dame keine Gottesdienste abgehalten. In den Jahren ab 1803 konnten die Pariser dann aber immer in der Kathedrale Weihnachten feiern - sogar während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg.
Bei dem Brand am 15. April waren das Dach und der Spitzturm der weltberühmten gotischen Kathedrale zerstört worden. Auslöser des Brandes war Ermittlern zufolge vermutlich eine brennende Zigarette oder ein Kurzschluss bei Bauarbeiten am Dach. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung.
Wiederaufbau für 2021 geplant
Derzeit sind noch die Arbeiten zur Absicherung der Kathedrale im Gang. Der eigentliche Wiederaufbau soll 2021 beginnen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat eine Wiedereröffnung der gotischen Kirche bis 2024 versprochen. Experten halten dies für sehr ehrgeizig.
Die Kathedrale wird derzeit von einem rund achtzig Meter hohen Kran überragt. Mit dessen Hilfe wollen Bauarbeiter ab Februar das Metallgerüst für die Bauarbeiten am Dach abbauen, das bei dem Brand teilweise eingeschmolzen war. (SDA)