Die in Myanmar regierende Militärjunta hat erstmals seit Jahrzehnten wieder Todesurteile vollstreckt. Vier Gefangene seien wegen ihrer Verantwortung für «brutale und unmenschliche Terrorakte» hingerichtet worden, berichtete die staatliche Zeitung «Global New Light of Myanmar» am Montag. Unter den Getöteten war demnach ein früherer Abgeordneter der Partei der entmachteten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi (77) sowie ein weiterer bekannter Demokratie-Aktivist.
Seit ihrer Machtübernahme im Februar 2021 hat die Junta Dutzende ihrer Gegner zum Tode verurteilt. In Myanmar wurden aber seit Jahrzehnten keine Todesurteile mehr vollstreckt. Anfang Juni hatte die Militärführung dann die Hinrichtungen des früheren Abgeordneten und Hip-Hop-Künstlers Phyo Zeya Thaw (†41) und des Aktivisten Kyaw Min Yu (†53) sowie zwei weiterer Gefangener angekündigt, aber kein Datum bekanntgegeben.
Es handelt sich um die ersten vollzogenen Todesstrafen in dem südostasiatischen Krisenstaat seit 1990. «Diese Todesurteile, die von einem illegitimen Gericht einer illegitimen Junta verhängt wurden, sind ein abscheulicher Versuch, den Menschen in Myanmar Angst einzujagen», hatten Uno-Experten im Juni erklärt.
Vermutlich gehängt
Die «Global New Light» berichtete nun, die Hinrichtungen seien «nach dem Verfahren des Gefängnisses» vollzogen worden. Genauere Angaben zur Methode oder dem Zeitpunkt machte sie nicht. Im Juni hatte es geheissen, die Verurteilten sollten gehängt werden.
Phyo Zeya Thaw war im November verhaftet worden, das Urteil gegen ihn fiel im Januar. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, einen bewaffneten Angriff auf einen Pendlerzug in Myanmars Hauptstadt Yangon organisiert zu haben, bei dem fünf Polizisten starben.
Kyaw Min Yu war im Jahr 1988 bei den Studentenprotesten gegen die damalige Militärregierung Myanmars bekannt geworden. Er hat bereits in der Vergangenheit mehr als 20 Jahre im Gefängnis gesessen und wurde im vergangenen Oktober erneut verhaftet. Die Anklage: Er soll in Online-Netzwerken zu Unruhen aufgerufen haben.
Pariastaat
Das Militär hatte im vergangenen Frühjahr die gewählte Regierung Myanmars unter De-facto-Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt. Seither herrschen in dem südostasiatischen Staat die Militärs, gegen die sich selbsternannte Volksverteidigungskräfte erhoben haben. Die unter Hausarrest stehende Suu Kyi selbst wurde im April zu weiteren fünf Jahren Haft verurteilt. (kes/AFP)