«Erotisch-gastronomischer Marketing-Gag»
Mit Schokolade beschmierte Frau auf Dessertbuffet erregt Italiens Gemüter

Zwischen Torten, Gebäck und Tiramisu lag auf einem italienischen Dessertbuffet eine mit Schokolade beschmierte Frau – wohlgemerkt im Bikini. Ein Gast empörte sich. Scharfe Reaktionen und eine Entschuldigung folgten prompt.
Publiziert: 25.08.2023 um 04:31 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2023 um 08:14 Uhr
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Die Grenzen des guten Geschmacks wohl eindeutig überschritten: Eine Schoggi-Frau auf einem sardischen Dessertbuffet erregt die Gemüter der italienischen Nation.
Foto: linkedin.com

Das Nobelhotel Voi Colonna an Sardiniens exklusiver Costa Smeralda wollte Mitte August mit einem ganz besonderen Leckerbissen aufwarten. Eine mit Schokolade beschmierte, in Babypose zusammengerollte Frau sollte die Gäste animieren. Zu was, das fragte sich der Hotelgast Federico Mazzieri aus Mailand. Auf Linkedin machte er seinem Ärger über das Gebotene Luft. Die Reaktionen sind eindeutig.

«Der weibliche Körper als Objekt», begann Mazzieris Empörung. «Gestern Abend, nach einem wunderschönen Tag, an dem so viele Menschen hart gearbeitet haben, damit die vielen Gäste einen unbeschwerten Tag verbringen konnten, war ich sprachlos, als ich diese Szene sah: Dessertbuffet am Pool. Auf einem Tisch ein mit Schokolade überzogenes Mädchen ‹im Kostüm›, das zwischen dem Gebäck lag. Nach dem ersten Schreckmoment frage ich mich: Voi Hotels stehen für wahre italienische Gastfreundschaft» – «vera ospitalità italiana». «Aber was bedeutet das?»

Familiäre Atmosphäre?

Das Management habe ihm nach der Beschwerde über «diese Darstellung des weiblichen Körpers» versichert, es handele sich lediglich um eine «Statue aus Schokolade». Dies, obschon das Hotel auf seiner Webseite konservative Unternehmenswerte wie «Tradition, Geschichte, Leidenschaft und italienischen Stolz» hochhalte. Dies, so Mazzieri, zeichne auch «eine familiäre Atmosphäre» aus.

Er sei mit seiner 14-jährigen Tochter angereist. Angesichts des Körpers einer Frau, die wohl eine Hotelangestellte war und mit einem dekorativen Tischtuch gleichgesetzt worden sei, um den bösen Blick von jemandem zu befriedigen, habe seine Tochter von «ekelhaft» gesprochen. Italien, so die 14-Jährige, sei «kein Land, in dem man sich verwirklichen kann».

«Erotisch-gastronomischer Marketing-Gag»

Ähnlich ergingen sich Kommentare in Zeitungen und auf sozialen Medien. Der Missbrauch des weiblichen Körpers sei ein «erotisch-gastronomischer Marketing-Gag», so eine Journalistin, der umso geschmackloser sei, als seit einiger Zeit viele Vergewaltigungen und Femizide die italienische Öffentlichkeit erschüttern.

Die zuständige Hotelkette Alpitour entschuldigte sich nach den Online-Aufschreien. «Wir bedauern den Vorfall zutiefst und möchten ausdrücklich betonen, dass wir nie die Absicht hatten, für andere Werte als die von uns vertretenen zu stehen», zitierte die «Sardinia Post» die Antwort an Mazzieri. «Wir ergreifen sofortige Massnahmen, um diesen Vorfall konstruktiv aufzuarbeiten und sicherzustellen, dass sich kein Kunde in Zukunft in irgendeiner Weise beleidigt fühlen sollte.» (kes)

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