Eroberte US-Kriegsfahrzeuge
Das ist die neue IS-Wunderwaffe

Der Islamische Staat ist in Syrien wieder auf dem Vormarsch. Das liegt unter anderem an seiner neuen Taktik beim Einsatz von Autobomben.
Publiziert: 01.06.2015 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:16 Uhr
Erbeutet: IS-Kämpfer auf einem gepanzerten Geländewagen (Humvee) des US-Militärs.
Foto: Reuters

Der IS rückt in Syrien weiter vor. Nach Palmyra haben die Dschihadisten nun die Stadt Aleppo im Nordwesten des Landes ins Visier genommen. Laut einem Bericht des «Spiegel» glaubt Damaskus, diese Stadt als nächstes an den IS zu verlieren. Schon jetzt kontrolliert das syrische Regime nur noch wenige Stützpunkte in der Stadt, die Miliz den Rest.

Die jüngsten Erfolge des IS kommen nicht von ungefähr. Die Dschihadisten scheinen aus ihrer Niederlage in Kobane gelernt zu haben und schlagen mit neuen hinterlistigen Tricks zurück.

Allen voran beim Einsatz ihrer Wunderwaffe: den Autobomben. Statt wie bisher auf gewöhnliche Personenwagen setzten die IS-Schergen bei der Eroberung gegnerischer Stützpunkte nun auf gepanzerte US-Militärfahrzeuge, die sie vom irakischen Militär erbeutet haben. Das macht es den Gegnern so gut wie unmöglich, die Fahrer vor der Detonation der Sprengladung auszuschalten oder die Fahrzeuge zur Explosion zu bringen, wie es in der Vergangenheit immer wieder vorkam.

IS schlägt dort zu, wo es am einfachsten ist

Auch auf die internationalen Bombardierungen hat der IS entsprechend reagiert. Truppenverlegungen werden nicht mehr grossspurig in sozialen Netzwerken angekündigt. Die Kämpfer sind kaum noch in Konvois unterwegs, sondern bewegen sich vorwiegend in kleinen Gruppen in unauffälligen Sedans oder wie Zivilisten in Taxis.

Die grösste Stärke des IS ist und bleibt aber die Schwäche seiner Gegner. Dass Syrien und Irak sich nicht geschlossen mit ihren nationalen Armeen zur Wehr setzen, sondern mit ethischen und konfessionellen Milizen, spielt den Dschihadisten unweigerlich in die Karten.

Die jüngsten Feldzüge zeigen ein klares Muster: Der IS greift dort an, wo es gerade am einfachsten ist. Man lauert auf den günstigsten Moment. Wie in Palmyra, wo man erst zuschlug, als das syrische Regime durch die Kämpfe mit den Rebellen so geschwächt war, dass es die Versorgung seiner Truppen nicht mehr garantieren konnte.

Die grössten Niederlagen fuhr er bisher ausserhalb der mehrheitlich arabisch-sunnitischen Gebieten ein: in den Jesiden-Bergen im Irak und im syrisch-kurdischen Kobane. Nun konzentrieren sich die IS-Kämpfer wieder auf mehrheitlich arabisch-sunnitische Gebiete – wie eben Palmyra oder Aleppo.

Die vor wenigen Wochen noch totgeglaubte Terror-Miliz ist in Syrien wieder auf dem Vormarsch. Die jüngste Kurskorrektur scheint Früchte zu tragen, ganz zum Leidwesen der dort lebenden Zivilbevölkerung. (gr)

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