Die Regierung schrieb den Anschlag der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu. Der halbamtlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge starben gestern zwei Polizisten, darunter eine schwangere Frau. Der Anschlag richtete sich gegen eine Polizeiwache in der Stadt Midyat nahe der syrischen Grenze.
Auf Fernsehbildern eine schwarze Rauchwolke zu sehen, die über der zerstörten Polizeiwache aufstieg. Durch die Wucht der Explosion wurden die Fenster umliegender Häuser zerstört.
Auto mit einer halben Tonne Sprengstoff
Die private Nachrichtenagentur Dogan meldete, ein Auto mit einer halben Tonne Sprengstoff sei auf die Polizeiwache zugesteuert. Es sei explodiert, als Polizisten versuchten, es durch Schüsse zu stoppen.
Regierungschef Binali Yildirim nahm am Mittwoch zusammen mit dem ehemaligen Staatschef Abdullah Gül und Oppositionsführer Kemal Kiliçdaroglu von der Republikanischen Volkspartei (CHP) an einer Trauerfeier für die Polizisten teil, die am Vortag bei einem Anschlag in Istanbul getötet worden waren.
Erdogan macht militante Kurden verantwortlich
Auch für dieses Attentat machte er - ebenso wie Staatschef Recep Tayyip Erdogan - militante Kurden verantwortlich. Hinter der Tat stecke die «Killer-PKK» sagte er und fügte hinzu: «Wir werden sie sowohl in den Städten als auch auf dem Land entschlossen bekämpfen.»
Präsidentensprecher Ibrahim Kalin sagte hingegen, es sei noch zu früh, um die Verantwortlichen zu benennen. Erst müssten «alle Elemente» vorliegen.
Anhänger der Regierung beschimpften Kiliçdaroglu als «Killer» und zerstörten den von ihm abgelegten Kranz für die getöteten Polizisten. Sie warfen ihm vor, Vorbehalte gegenüber Erdogans Kurdenpolitik zu haben. Der Oppositionsführer sprach später von «Provokateuren». Die Polizei habe einen aus der Gruppe, der ihn mit einer Patronenhülse beworfen habe, festgenommen.
Autobombe forderte am Dienstag viele Tote
Die Explosion einer ferngezündeten Autobombe am Dienstag hatte in Istanbul einen Bus mit Bereitschaftspolizisten zerrissen. Ausser sechs Polizisten wurden fünf Zivilisten getötet, 36 weitere Menschen erlitten Verletzungen. Vier Verdächtige wurden festgenommen. Zu den Attentaten von Dienstag und Mittwoch bekannte sich zunächst niemand.
Die türkische Armee geht im Südosten des Landes seit einem Jahr mit grosser Härte gegen mutmassliche PKK-Kämpfer und ihre Unterstützer vor. Die PKK attackiert ihrerseits türkische Sicherheitskräfte.
In Nusaybin rund 40 Kilometer südlich von Midyat hat die Armee erst vor wenigen Tagen eine gross angelegte Operation gegen die PKK für beendet erklärt. Nach Angaben der Streitkräfte wurden dabei seit Mitte März fast 500 PKK-Kämpfer getötet. Auch zahlreiche Angehörige der Sicherheitskräfte kamen ums Leben. (SDA/noo/gru)