Nach Angaben von Fischereiminister Sudheer Maudhoo gab der Kapitän der «Lurong Yuan Yu» am Sonntagabend SOS-Signale ab. Die Behörden des Inselparadieses mobilisierten die Küstenwache und Soldaten, um eine Ölpest zu verhindern. Maudhoo kündigte eine Inspektion des Schiffes an, um mögliche Lecks zu finden.
Die Bewohner von Mauritius reagieren alarmiert auf Berichte über derartige Unglücke, seit im Juli der japanische Frachter «Wakashio» mit tausend Tonnen Treibstoff an Bord auf ein Riff im Südosten der Insel aufgelaufen war. Es war die grösste Umweltkatastrophe in der Geschichte des Landes. Mehr als 50.000 Menschen nahmen damals in der Hauptstadt Port Louis an einer Demonstration teil und kritisisierten den Umgang von Regierungschef Pravind Jugnauth mit dem Desaster.
Ölsperren sollen Ölfilm an der Küste verhindern
Die «Lurong Yuan Yu» strandete bei Pointe-aux-Sables im Nordwesten der Hauptinsel, nicht weit von Port Louis. Zunächst müsse alles Öl abgepumpt werden, sagte Maudhoo. Nach seinen Angaben befinden sich auch fünf Tonnen Schmiermittel an Bord. Die Sicherheitskräfte setzten Ölsperren ein, um zu verhindern, dass ein Ölfilm die Küste erreicht.
Nach dem Unglück der «Wakashio» waren rund tausend Tonnen Heizöl in das türkisfarbene Meer ausgelaufen. Mangroven-Wälder, Korallen-Riffe und andere Öko-Systeme wurden geschädigt.
Auch im Umfeld der «Lurong Yuan Yu» seien «Spuren von Öl» im Wasser entdeckt worden, sagte Maudhoo am Montag vor Journalisten. Küstenbewohner sagten, dass bereits Ölspuren am Ufer gesichtet worden seien. Der Minister sagte, es sei eine Untersuchung eingeleitet worden. Polizisten seien an Bord des Schiffes gegangen, um Dokumente zu beschlagnahmen. Ein grosser Teil der 1,3 Millionen Einwohner von Mauritius lebt vom Tourismus und vom Fischfang.
Schweizer Meeresschutz-Organisation kritisiert
«Man hat das Gefühl, dass bei jedem Vorfall Vertuschung und Herunterspielen über das Ausmass der Umweltschäden und drohenden Risiken im Vordergrund stehe», schreibt Nicolas Entrup, der Meeresschutzexperte der internationalen Meeresschutzorganisation Oceancare mit Sitz in Wädenswil.
Den neusten Vorfall nimmt Oceancare zum Anlass, um Kritik an dem für Meeresangelegenheiten zuständigen Minister auf Mauritius zu üben. Bis heute fehle eine transparente Aufarbeitung der Ölkatastrophe vom Juli 2020, denn in den Folgewochen verendeten mindestens 47 Breitschnabeldelphine. Die tierärztlichen Untersuchungen der toten Delphine sei nicht transparent durchgeführt worden und auch über die Versenkung des Tankers am 24. August 2020, die ein Mitgrund für das Auftreten der hohen Delphinsterblichkeit sein könne, gebe es keine genauen Angaben, kritisiert Entrup.
(AFP)