Erneute Explosionen
Hafengelände in Tianjin geräumt

Drei Tage nach den gewaltigen Explosionen in einem Gefahrgutlager mit Chemikalien im chinesischen Tianjin brennt es noch immer. Es kam auch zu neuen Explosionen. Die Behörden haben die Umgebung räumen lassen.
Publiziert: 15.08.2015 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:21 Uhr

Nach der Katastrophe in einem Gefahrgutlager der nordchinesischen Metropole Tianjin hat es am Samstag neue Explosionen und Brände gegeben. Die Zahl der Toten stieg auf 104, darunter sind auch mindestens 21 Feuerwehrleute. Aus Angst vor giftigen Gasen riefen die Behörden zur Evakuierung des Hafengeländes in einem Umkreis von drei Kilometern auf.

Mehrere Retter und Hafenarbeitern wurden noch vermisst. Da das Feuer wegen der gelagerten gefährlichen Chemikalien nicht mit Wasser bekämpft werden kann, wurden 600 Tonnen Sand herangeschafft.

Mehrere Detonationen

Offenbar schwelte noch Feuer in dem riesigen Trümmergebiet, so dass sich neue Brände entzündeten und Explosionen ereigneten. Reporter hätten allein am Samstag sieben oder acht Detonationen gehört, berichtete die Nachrichtenagentur China News Service. Dichter schwarzer Rauch stieg über dem Unglücksgebiet auf.

Auf dem Hafengelände im Binhai Distrikt waren in der Nacht zum Donnerstag tonnenweise Chemikalien explodiert, was schwere Zerstörungen angerichtet hatte. In einem kilometerweiten Umkreis gibt es Schäden.

Mann lebend entdeckt

Am dritten Tag nach dem Unglück habe ein Team von 70 Spezialisten des Militärs für den Umgang mit gefährlichen Chemikalien nur 50 Meter vom ursprünglichen Explosionsort einen Mann noch lebend in den Trümmern entdeckt, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Er habe Brandverletzungen erlitten, sei aber in stabilem Zustand.

Damit liegen 722 Verletzte in Spitälern. Darunter seien 58 Schwerverletzte, davon 33 in einem ernsten Zustand.

Hochgiftige Substanzen

Die Behörden bestätigten, dass hochgiftiges Natriumcyanid und andere gefährliche Chemikalien wie die brandfördernden Substanzen Kaliumnitrat und Ammoniumnitrat dort gelagert wurden. Die genaue Menge sei unklar. Die Zersetzung von Ammoniumnitrat kann bei höheren Temperaturen zu Detonationen führen.

Nach einem Bericht der Zeitung «Xinjingbao», den die Zensur gelöscht hat, sollen es allein 700 Tonnen Natriumcyanid gewesen sein, das im Kontakt mit Wasser hoch entflammbar ist. Der China News Service berichtete, es seien auch Tanks mit den leichtentzündlichen Flüssigkeiten Methanol oder Ethanol explodiert.

Schlechter Geruch

In der Luft hing nach Angaben der Agentur ein schlechter Geruch. Menschen beklagten gereizte Atemwege. Feuerwehrleute nahe des Unglückortes hätten tränende Augen, berichteten Augenzeugen.

Bei der Evakuierung des umliegenden Gebiets gab es Verwirrung. Die Polizei richtete Strassensperren ein. Auch eine vorübergehende Unterkunft in einer Grundschule für Menschen, die ihre Wohnungen verloren haben, wurde geräumt. Die Menschen wurden aufgefordert, Mundschutz zu tragen. (bau/SDA)

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