Hatte der NSU-Terrorist Uwe Mundlos (†38) Kontakte in die rechtsextreme Szene in der Schweiz? Dieser Frage gehen Fahnder nach mehr als zwölf Jahren nach der Enttarnung der rechtsextremen Terrorzelle «Nationalsozialistischer Untergrund» (NSU) nach, wie der «Spiegel» berichtet. Dabei soll es unter anderem um mutmassliche Terrorhelfer, um Waffenbeschaffung und einen bislang unbekannten Unterschlupf in der Schweiz gehen.
Grund für die neuen Ermittlungen sind Aussagen der NSU-Terroristen Beate Zschäpe gegenüber dem Bundeskriminalamt (BKA). Zschäpe soll vergangenes Jahr umfängliche Informationen zu ihren Komplizen Uwe Bönhardt und Uwe Mundlos geliefert haben.
Tief in die rechtsextreme Szene
Mundlos hat sich laut Zschäpe für längere Aufenthalte in die Schweiz begeben, um offenbar eine Freundin zu besuchen. Es soll sich dabei um eine Beziehung zu einer Rechtsextremistin gehandelt haben, die jahrelang in der Schweizer Neonaziszene aktiv war und Kontakte zu den rechtsextremen Netzwerken «Blood & Honour» und «Combat 18» gehabt haben soll.
Da sich Zschäpe nicht mehr an den vollständigen Namen der Frau erinnern könne, stellten die deutschen Ermittler ein Rechtshilfeersuchen an die Schweiz. Anfang März gab es dann laut «Spiegel» eine Durchsuchung in der Wohnung der Frau im Kanton Zürich, die jedoch bislang keine Verbindung zu Mundlos beweisen konnte. Auch die Frau habe in einer Befragung im Beisein des deutschen BKA eine Beziehung zu dem Terroristen dementiert.
Hoffen auf Antworten
Trotz bislang fehlender handfester Beweise erhoffen sich die Ermittler mit der neuen Spur in die Schweiz und den damit verbundenen Aufenthalten – sollten sie sich denn bestätigen – Antworten auf einige Unklarheiten und Lücken in der Rekonstruktion der Biografien der toten Terroristen. Eine Frage, die die Ermittler bis heute beschäftigt, ist der auffallend geringe Strom- und Wasserverbrauch im letzten Versteck im sächsischen Zwickau.
Zschäpe berichtete zudem von einer weiteren Schweizreise, die Mundlos getätigt haben soll. Begleitet habe ihn damals der sächsische Neonazi Jan W.*, so Zschäpe. Den Grund für die Reise habe sie jedoch nicht gewusst. Den 49-jährigen Jan W. hatte Zschäpe bereits im NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht belastet, als sie ihn mit einer angeblichen Waffenbeschaffung für die Terroristen in Verbindung brachte.
* Name bekannt