Nach den Enthüllungen über Hunderttausende Briefkastenfirmen hat die Staatsanwaltschaft die Kanzlei Mossack Fonseca in Panama durchsucht. Es soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft geprüft werden, ob das Unternehmen für illegale Aktivitäten genutzt wurde.
Medienberichten zufolge kooperierte die Kanzlei nicht bei den Ermittlungen. Das Unternehmen verzögere die Untersuchungen, berichtete die Zeitung «La Prensa» unter Berufung auf Ermittler.
Mossack Fonseca hingegen teilte auf Twitter mit: «Wir kooperieren weiterhin mit den Behörden, die in unserer Zentrale Ermittlungen durchführen.» Zuvor waren bereits mehrere Niederlassungen der Kanzlei im Ausland durchsucht worden.
Diebstahl-Spuren gesucht
Vor den Geschäftsräumen in Panama-Stadt bezogen am Dienstag Polizisten Stellung, wie im Fernsehen zu sehen war. Die Angestellten wurden von den Beamten in ein Nebengebäude eskortiert. Die Polizei durchsuchte auch das Datenzentrum der Telefongesellschaft, die den IT-Support für die Kanzlei abwickelt.
Mossack Fonseca steht im Zentrum der Enthüllung um die sogenannten Panama Papers. Dabei berichtete ein Recherchenetzwerk nach einjähriger Durchsicht von Millionen geleakter Dokumente über gut 200'000 Briefkastenfirmen, in denen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben sollen.
Die Unternehmen wurden den Berichten zufolge zum Teil von Mossack Fonseca gegründet. Die panamaische Kanzlei bestreitet, in illegale Geschäfte verwickelt zu sein. Sie geht davon aus, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein und hat Strafantrag gestellt. Erst am Montag hatte die Staatsanwaltschaft deshalb in den Geschäftsräumen der Firma nach Spuren eines möglichen Datendiebstahls gesucht.
Ramponierter Ruf
Staatspräsident Juan Carlos Varela rief derweil Frankreich auf, seine Entscheidung, Panama wieder auf die Liste der Steuerparadiese zu setzen, noch einmal zu überdenken. Sollte Paris nicht einlenken, werde seine Regierung zu diplomatischen Massnahmen greifen, kündigte der Staatschef am Dienstag an.
Die beiden Länder verbindet ein gültiges Doppelbesteuerungsabkommen und ein Vertrag über den Austausch von Finanzdaten. Frankreich setzte Panama nach Veröffentlichung der «Panama Papers» jedoch wieder auf die Liste der nicht-kooperativen Länder und Territorien.
Auch die Industrieländer-Organisation OECD bescheinigte dem mittelamerikanischen Land, internationale Standards für Steuertransparenz entgegen früherer Zusagen zu missachten.
Präsident Varela versuchte zuletzt, den ramponierten Ruf seines Landes wieder zu verbessern. Eine Kommission aus nationalen und internationalen Experten soll nun Vorschläge unterbreiten, wie der Finanzsektor transparenter gemacht werden kann. Am Dienstag holte die Regierung ein Ass aus dem Ärmel: Wirtschaftnobelpreisträger Joseph Stiglitz wird Vizechef der Arbeitsgruppe. (SDA)