Die mit Spannung erwartete erste Erdumrundung eines Solar-Flugzeugs hat begonnen. Mit dem Schweizer Piloten André Borschberg im Cockpit hob die «Solar Impulse 2» gestern vom Militärflugplatz Al-Bateen im Golfemirat Abu Dhabi ab.
Ziel der ersten von insgesamt zwölf Flugetappen war Muskat, die Hauptstadt des Sultanats Oman, wo die «Solar Impulse 2» am Montagnachmittag landete. Von dort aus führt die Route an 25 Flugtagen, die auf fünf Monate verteilt werden, über Indien, Myanmar, China und die USA zurück an den Persischen Golf.
Dabei wechseln sich Borschberg und der Initiator des Rekordversuchs, der Schweizer Luftfahrtpionier Bertrand Piccard, im Einpersonen-Cockpit des Karbonfaser-Flugzeugs ab. Insgesamt wollen sie 35'000 Kilometer ganz ohne Treibstoff zurücklegen.
Hinter dem Abenteuer steckt eine Mission: Die Weltöffentlichkeit soll für den verstärkten Einsatz erneuerbarer und umweltschonender Energien mobilisiert werden. Die beiden Schweizer wollen ihre Erfahrungen mit der Technologie des Sonnenfliegers im Dezember bei der Weltklima-Konferenz in Paris vorstellen.
Jeder kann mitfliegen
Die Reise ist gut dokumentiert: Auf Youtube wurde ein Live-Stream aufgeschaltet, mit dem jeder mitverfolgen kann, wie die «Solar Impulse 2» um die Erde fliegt. Es gibt Einblicke ins Cockpit, aber auch in die Kommandozentrale in Monaco.
Auf der Internetseite solarimpulse.com ist zudem der momentane Standort der Flugzeugs ersichtlich, es können Informationen über Flughöhe, Geschwindigkeit und den Zustand der Batterien abgerufen werden. Selbst die Anzahl Wasserreserven und Essensrationen, die dem Piloten zur Verfügung stehen, können live überwacht werden.
Technisches Wunderwerk
Die Reise um die Welt ist das Ergebnis von zwölf Jahren Forschung. Angetrieben wird das nur 2,5 Tonnen schwere Flugzeug aus Karbonfasern von 17'000 Solarzellen auf den 72 Meter langen Flügeln.
Dies ist fast ebenso so viel wie die Spannweite eines Airbus A380, während das Gewicht gerade einmal einem Prozent des Superjumbos entspricht. «Solar Impulse 2» fliegt allerdings lediglich mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 100 Stundenkilometer auf maximal 8500 Metern.
Burkhalter: «Ich freue mich»
Das Flugzeug ist zudem das Ergebnis einer Partnerschaft mit dem Forschungsstandort Schweiz und dem Privatsektor im In- und Ausland, der als Investor fungiert«, teilte das Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) nach dem geglückten Start um 07.12 Uhr (Ortszeit) mit. Der Bund unterstütze das Projekt seit seinen Anfängen im November 2003.
Botschafter Nicolas Bideau, Chef von Präsenz Schweiz, war vor Ort, als die von vier solarbetriebenen Elektromotoren angetriebene Maschine vom Flughafen Al-Bateen im Golfemirat Abu Dhabi abhob.
EDA-Vorsteher Didier Burkhalter sagte: »Ich freue mich über diese Pioniertat, die den jüngeren Generationen vor Augen führen wird, dass das, was gestern noch unerreichbar schien, heute in unserer Reichweite liegt.»
Piccard, der Pionier
Im Jahr 1999 gelang es Piccard bereits als Erstem, ohne Zwischenstopp die Welt in einem Ballon zu umrunden. Mit »Solar Impulse 1« unternahmen die beiden Flugpioniere im Jahr 2013 bereits mehrere lange Flüge in Europa, Marokko sowie quer durch die USA.
Ursprünglich sollte die «Solar Impulse 2» bereits am Samstag in Abu Dhabi starten. Weil es aber in der Region sehr windig war, wurde der Start auf heute Morgen verschoben. (bau/SDA)