Erdogan-Schreck Böhmermanns Comeback
«Willkommen nach meiner kleinen Chillax-Pause»

Zuschauer-Witze und ein paar böse Sprüche über die Strafverfolgung gegen ihn: TV-Satiriker hat sich in seiner ersten Sendung nach dem Erdogan-Skandal eher zurückgehalten.
Publiziert: 12.05.2016 um 22:53 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:25 Uhr
Böhmermann in seiner Comeback-Sendung: «Zuschauer Martin F. ist für diesen Witz verantwortlich.»
Foto: Screenshot ZDF

Der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann hat in seiner ersten Sendung nach mehrwöchiger Pause die Strafverfolgung gegen ihn auf die Schippe genommen. Mit neuen Äusserungen über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hielt sich Böhmermann aber zurück.

Dafür attackierte ihn der am Donnerstagabend wieder ausgestrahlten Sendung «Neo Magazin Royale» der als Gast eingeladene frühere Linken-Fraktionschef Gregor Gysi Erdogan scharf.

«Willkommen zurück bei Deutschlands gesetzestreuester Unterhaltungsshow», liess Böhmermann seine Satire-Show einleiten. «Auf dieser Sendung ist viel Druck. Oft verstossen Gags gegen die Menschenwürde«, sagte er dann selbst zum Auftakt. So werde er jetzt keine Witze mehr über Adolf Hitler machen, denn «es könnte sein, dass mir das als Störung der Totenruhe ausgelegt wird».

«Ich habe schlechte Erfahrungen mit Gags gemacht»

Statt eigener Witze las Böhmermann eingesandte Gags von Zuschauern vor, die dafür jeweils 103 Euro erhielten - ein Verweis auf den Strafrechts-Paragrafen 103 wegen Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter. Der ist mit ausdrücklicher Genehmigung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel Grundlage für die Strafverfolgung gegen Böhmermann.

«Ich habe schlechte Erfahrungen mit Gags gemacht», sagte der Satiriker als Begründung. «Oft verstossen Gags gegen die Menschenwürde.» Er werde deshalb nur Zuschauerwitze vortragen. Die seien dafür verantwortlich.

Eine Standpauke gabs dafür vom Studiogast: Ihm habe das Gedicht, mit dem Böhmermann Erdogan unter der Gürtellinie angegriffen hatte, nicht gefallen, «weil es alle Vorurteile bedient», sagte Politiker Gregor Gysi.

«Erdogan macht wirklich eine Scheiss-Politik»

Wenn das Gedicht trotzdem so viel Zustimmung bekomme, liege das jedoch daran, dass Erdogan «wirklich eine Scheiss-Politik» mache: «Er verbietet die grösste Oppositionszeitung, er verfolgt die Kurden in der Türkei, er bombardiert die Kurden in Syrien, die gegen den Islamischen Staat kämpfen.» Die Bundesregierung sage dazu fast gar nichts und «das geht nicht».

Gysi kritisierte in der Sendung auch Merkels Genehmigung zur Strafverfolgung Böhmermanns auf Grundlage eines Paragrafen, den sie selbst abschaffen wolle. «Ich kann doch nicht sagen, den einen, den will ich noch verurteilt sehen.» Zudem sei der ganze Paragraf verfassungswidrig, weil er mit zweierlei Mass messe. Böhmermann verweigerte sich demonstrativ jedem Kommentar zu Gysis Vortrag.

Böhmermann selbst äusserte sich vor der Ausstrahlung seiner neuen Sendung schockiert über die Reaktionen auf sein Erdogan-Gedicht. «Ich war dann doch überrascht, dass die Grenzen der Freiheit nicht so grosszügig und weit ausgelegt werden, wie ich das bislang immer gedacht habe«, sagte er dem ZDF. Ihm sei es darum gegangen, «Grenzen auszuloten». (SDA/bih)

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