Die Zahl der Toten könne weiter steigen, warnte Renzi, es würden noch zahlreiche Menschen vermisst.
Durch das Beben der Stärke 6,0 wurden in der Nacht zum Mittwoch im Gebiet zwischen den Regionen Latium, Marken und Umbrien mehrere Dörfer teilweise zerstört.
Einheimische und Touristen riss das Beben um 03.36 Uhr aus dem Schlaf. Die von der Katastrophe betroffene Bergregion ist bei Urlaubern beliebt. Vor allem in das malerische Dorf Amatrice, das bei dem Erdbeben zu grossen Teilen zerstört wurde, strömen im Sommer viele Bewohner der 150 Kilometer entfernten Hauptstadt Rom, um der Hitze in ihrer Stadt zu entfliehen.
«Das halbe Dorf ist verschwunden», sagte der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi. «Es ist eine Tragödie hier», sagte auch der Bürgermeister von Accumoli, Stefano Petrucci. Das Dorf sei zu einem beträchtlichen Teil zerstört. In Arquata del Tronto starb ein neun Monate altes Mädchen. Seine Eltern kamen verletzt ins Krankenhaus.
Die Erdstösse, deren Epizentrum nahe der Ortschaft Norcia in der Provinz Perugia lag, erreichten nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,2. Italienische Experten gaben die Stärke mit 6,0 an.
Es folgten dutzende Nachbeben, das heftigste davon hatte eine Stärke von 5,3. Auch in Rom waren die Erschütterungen deutlich zu spüren. Die Behörden ordneten eine Überprüfung der Statik des Kolosseums in Rom an.
In Illica starb eine vierköpfige Familie. Guido Bordo bangte um seine Schwester und seinen Schwager, die dort im Urlaub waren. «Sie sind unter den Trümmern, wir warten auf Bagger, aber sie kommen hier nicht herauf», sagte der 69-Jährige. «Es gibt kein Lebenszeichen von ihnen, wir haben nur ihre Katzen gehört.» Später am Tag wurde der Tod der beiden bestätigt.
Eine alte Dame rettete ihre Enkelsöhne im Alter von vier und sieben Jahren. Kaum hatte das Erdbeben eingesetzt, brachte sie die Jungen unter einem Bett in Sicherheit. Die Retterin überlebte auch selbst, verlor aber durch das Erdbeben ihren Ehemann.
Renzi sagte eine für Donnerstag geplante Reise nach Paris ab, wo er an einem Treffen der europäischen Sozialisten teilnehmen wollte.
Papst Franziskus unterbrach seine wöchentliche Generalaudienz und drückte seinen «grossen Schmerz» und seine «Solidarität» mit allen Betroffenen aus.
Die betroffene Region liegt nur eine Autostunde nördlich von L'Aquila in den Abruzzen, wo 2009 mehr als 300 Menschen bei einem Erdbeben ums Leben kamen. Das Beben vom Mittwoch war das schlimmste in Italien seit der Katastrophe von L'Aquila. Damals wurden vor allem die laxen Bauvorschriften kritisiert.
Dem Erdbeben in L'Aquila seien zahlreiche kleinere Beben vorausgegangen, sagte der Geophysiker David Rothery. Daraus seien damals Klagen abgeleitet worden, dass das grosse Beben hätte vorausgesagt werden müssen. Er halte diese Klagen für ungerechtfertigt. Vor dem Beben an diesem Mittwoch habe es keine Vorbeben gegeben. Es sei «wie aus dem Nichts» gekommen.