Es war kurz vor 19 Uhr Ortszeit, als in Ecuador der Boden bebte. Die Erdstösse der Stärke 7,8 und Dutzende Nachbeben erschütterten landesweit die Häuser und Strassen. Nachdem zunächst von rund 30 Todesopfern die Rede war, wird langsam das ganze Ausmass der Katastrophe bekannt. Ecuadors Präsident Rafael Correa (53) hat die Opferzahl mittlerweile auf 246 korrigiert. Die Rede ist zudem von 2527 Verletzten. In mehreren Regionen wurde der Ausnahmezustand ausgerufen.
Nach Angaben der US-Erdbebenwarte (USGS) lag das Zentrum des Bebens rund 175 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Quito in der Provinz Esmeraldas - vor der Küste in 20 Kilometern Tiefe. Es soll den Angaben zufolge das stärkste Beben im Land seit 1979 sein.
Das zuständige Zentrum gab deshalb eine Tsunami-Warnung für mehrere Länder der Pazifikregion im Umkreis von 300 Kilometern aus und rief die Bewohner der Küstengebiete auf, sie zu verlassen.
Rund 10'000 Soldaten und 3500 Polizisten wurden zum Einsatz in die Erdbebengebiete entsandt. Vizepräsident Jorge Glas bereitete seine Landsleute dennoch auf ein weiteres Ansteigen der Zahl der Toten vor. «Wir wissen, dass unter den Trümmern noch Menschen begraben liegen», sagte er. Die Einsatzkräfte gäben ihr Bestes, um Verschüttete zu retten.
180 Häftlinge brachen aus einem zerstörten Gefängnis aus, nur 20 konnten gefasst werden, andere kehrten freiwillig zurück. Der Flughafen in Manta an der Pazifikküste ist geschlossen, der Kontrollturm wurde beschädigt. Auch der internationale Airport von Guayaquil arbeitet derzeit nicht. Dämme und Öl-Pipelines sind ebenfalls ausser Betrieb.
Der zum Zeitpunkt des Bebens im Vatikan weilende Präsident Correa sprach den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus. Er rief seine Landsleute auf, angesichts der «nationalen Tragödie» Ruhe zu bewahren und «einiger denn je» zu sein. Der Präsident wollte umgehend nach Ecuador zurückkehren und die betroffenen Gebiete besuchen.
Kein Spendenaufruf der Glückskette
Ecuador liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring. An dem Vulkangürtel stossen gleich mehrere Kontinentalplatten und ozeanische Platten aneinander. Diese sind ständig in Bewegung, weshalb Erdstösse keine Seltenheit sind.
Wie die Schweizer Glückskette mitteilt, stellt sie ihren Partnerorganisationen für die Hilfe im ecuadorianischen Erdbebengebiet zwei Millionen Franken zur Verfügung. Das Geld kommt aus dem permanenten Hilfsfonds der Glückskette für Lateinamerika. Man verzichte aber auf einen Spendenaufruf, heisst es in einer Mitteilung. Die Kriterien dafür seien trotz der Schwere des Erdbebens nicht erfüllt. Ecuador gelte als Land mit genügenden Mitteln für die Bewältigung eines solchen Ereignisses. Zudem seien nur wenige Partner der Glückskette in Ecuador im Einsatz. (ata/cat/SDA)