Der Erdstoss löste Panik unter den Menschen aus, die sich an das schwere Beben der Stärke 9,0 vom März 2011 erinnert fühlten. Damals waren 18'500 Menschen gestorben.
Nach Behördenangaben wurden 17 Menschen leicht verletzt, darunter drei ältere Frauen, die bei der Flucht vor den befürchteten Wellen stürzten und sich Knochen brachen. Das Zentrum des Bebens lag unter dem Meeresboden vor Fukushima.
Unmittelbar nach dem Erdstoss gaben die Behörden für die Pazifikküste eine Tsunami-Warnung heraus: Es sei eine bis zu drei Meter hohe Flutwelle zu erwarten.
Das japanische Fernsehen rief die Bewohner der betroffenen Küstenabschnitte auf, sich sofort in höher gelegene Regionen in Sicherheit zu bringen. Auf dem Bildschirm wurde ein rot-weisser Warnhinweis eingeblendet: «Tsunami! Fliehen Sie!»
Tausende folgten der Aufforderung und suchten sofort Schutz in Schulen und anderen Notunterkünften. Man habe aus der Katastrophe von 2011 gelernt, hiess es in lokalen Medienberichten. Panik brach auch diesmal nicht aus.
Die höchsten Flutwellen massen nach einem Bericht des Senders NHK rund 1,40 Meter. Die ausgegebene Tsunami-Warnung wurde nach sieben Stunden vom japanischen Zivilschutz wieder aufgehoben.
Die nationale Wetterbehörde warnte aber, dass es auch in den nächsten Tagen zu weiteren Nachbeben von ähnlicher Intensität kommen könne. Etwa eine Woche lang sollten die Bewohner der Küstenregion weiter erhöhte Wachsamkeit üben.
Die an die Küste des stillgelegten Atomkraftwerks Fukushima schlagende Welle hatte eine Höhe von etwa einem Meter. Kabinettsminister Yoshihide Suga bestätigte die Angaben des AKW-Betreibers: «Es gab keine grösseren Schäden an den Reaktoren Fukushima Daiichi oder Onagawa», sagte er in Tokio.
«Das grösste Risiko besteht nun darin, dass kontaminiertes Wasser mit den Wellen weggetragen werden könnte, das die Umwelt verschmutzt», sagte der Umweltbeauftragte von Tepco, Naohiro Masuda.
Nach Angaben des Betreibers fiel wegen des Bebens in der separaten Anlage Fukushima Daini kurzzeitig ein Wasserkühlungssystem aus. Dies sei eine automatisch ausgelöste Vorsichtsmassnahme, das System laufe inzwischen wieder. Ministerpräsident Shinzo Abe wies die Behörden an, alle Schäden zu begutachten und umgehend die nötige Hilfe zu leisten.
Einem Bericht der Agentur Kyodo zufolge brach nach dem Beben in der südlich von Fukushima gelegenen Stadt Iwaki ein Feuer in einer Raffinerie aus. Diese wurde aber schnell wieder gelöscht.
Einige Unternehmen, darunter einzelne Supermärkte stellten vorübergehend den Betrieb ein, andere öffneten später. Auch der Autokonzern Nissan liess die Fertigung in einem Motorenwerk ruhen, da sich die Arbeiter in Sicherheit brachten.
Der regionale Bahn- und Flugverkehr wurde vorübergehend beeinträchtigt. Dutzende Schulen blieben sicherheitshalber geschlossen. Es gab Berichte, wonach einzelne kleinere Boote gekentert sein sollen.
Die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe am 11. März 2011 hatte im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi einen schweren Störfall ausgelöst. Das Kühlsystem fiel aus, woraufhin es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze kam. Die Umgebung wurde radioaktiv verseucht. Es war die folgenschwerste Atomkatastrophe seit dem Unglück in Tschernobyl 1986.
Japan erlebt in der Regel mehrere schwerere Erdbeben pro Jahr. Unter dem Inselstaat laufen vier Erdplatten zusammen, deren Reibung die Beben verursachen kann.