Für die besonders betroffene Region Coquimbo rief Präsidentin Michelle Bachelet den Katastrophenfall aus. Damit können zusätzliche Soldaten in das Gebiet verlegt werden. «Wir wissen um den Schmerz und die Wut, deshalb arbeiten wir so schnell wie möglich», sagte die Staatschefin.
«Wir haben hier noch niemanden gesehen», sagte Inés García aus der Ortschaft Tongoy. «Sie sollen uns helfen oder uns sagen, dass wir keine Hilfe erhalten werden. Dann wissen wir wenigstens Bescheid und müssen uns eben selbst helfen.»
Die örtlichen Unternehmen rechnen mit hohen Verlusten. Am Freitag ist in Chile Nationalfeiertag, die örtlichen Hotels erwarteten am Wochenende zahlreiche Touristen. Jetzt seien viele Buchungen storniert worden, sagte die Chefin des Tourismusverbands von Coquimbo, Paulina Hernández, der Zeitung «La Tercera».
Bei einem der heftigsten Erdbeben in der Geschichte Chiles kamen zwölf Menschen ums Leben. Fünf weitere würden noch immer vermisst, teilte Innenminister Jorge Burgos mit. Rettungsteams suchten nach ihnen. Die USA und die Europäische Union boten Chile Hilfe an.
Das Beben der Stärke 8,4 hatte das südamerikanische Land am Mittwochabend (Ortszeit) erschüttert und bis zu fünf Meter hohe Tsunami-Wellen ausgelöst, die einige Landstriche unter Wasser setzen. Die Behörden brachten rund eine Million Einwohner in Sicherheit.
«Wir haben schwere Schäden an Gebäuden und Schiffen», sagte der Bürgermeister von Coquimbo, Cristián Galleguillos, im Radiosender Cooperativa. «Seit 1923 hatten wir keine Überschwemmungen mehr bis ins Stadtzentrum.»
Erdbeben sind in Chile keine Seltenheit. Zu einer Katastrophe war es 1939 gekommen: Nach einem Beben der Stärke 7,8 starben 28'000 Menschen.
Auch das stärkste je gemessene Erdbeben geschah in Chile: 1960 registrierten Geologen die Stärke 9,5 - 1655 Menschen starben. Das Zentrum lag damals mehrere hundert Kilometer südlich des Bebens vom Mittwoch. Im Februar 2010 waren bei einem schweren Erdbeben der Stärke 8,8 mehr als 520 Menschen getötet worden.
Um den Pazifischen Ozean herum liegt ein Gürtel aus etwa 450 aktiven Vulkanen, der als Pazifischer Feuerring bezeichnet wird. Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Deshalb kommt es dort zu tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen, die Erdbeben auslösen können.