Er zahlte Steuern und ging wählen
Mann (66) erfährt nach 60 Jahren, dass er kein Amerikaner ist

Jimmy Klass aus Florida freute sich auf seine Pension. Als der 66-Jährige jedoch seine Sozialversicherungsleistungen beantragte, folgte der Schock: Klass ist gar kein Amerikaner.
Publiziert: 17.05.2024 um 15:25 Uhr
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Jimmy Klass verbrachte sein ganzes Leben in den USA.
Foto: ABC Action News
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Janine EnderliRedaktorin News

Er wuchs in einer amerikanischen Vorstadt auf, zahlte seine Steuern und nahm regelmässig an Wahlen teil: Jimmy Klass (66) aus dem US-Bundesstaat Florida lebte lange Zeit ein gewöhnliches Leben.

Kurz vor seiner Pensionierung erlebte er jedoch einen Schreckmoment: Anstatt seine wohlverdiente Rente zu erhalten, erfuhr er vom Sozialversicherungsamt, dass er gar kein US-Bürger sei. «Ich war geschockt. Schliesslich lebte ich jahrzehntelang wie ein amerikanischer Bürger», erklärte Klass gegenüber der Sendung «Click Orlando». 

Vater mit indigenen Wurzeln

«Mein Antrag wurde laut dem Amt eingefroren, weil ich nicht nachweisen konnte, legal hier zu sein», sagt Klass. Seine Mutter ist Kanadierin, die Familie seines Vaters wanderte einst aus Deutschland in die USA ein. Klass kam in den 1960er-Jahren im Kleinkindalter nach New York. Er ging davon, dass er die Staatsbürgerschaft über seinen Vater erlangt hatte. 

Hinzu kommen diverse Ausweisdokumente, die ihn im Glauben liessen, er sei tatsächlich US-Bürger. «Ich meine, ich wurde überall akzeptiert, ich hatte alles: Lichtbildausweis, Führerschein. Mein Gott, ich habe hier gewählt.» 

«Bisher hat mich noch niemand verhaftet»

Was den 66-Jährigen erstaunt: Obwohl er offenbar nicht legal im Land war, konnte er der Marine beitreten. Später wurde er gar zum Polizisten ernannt. In den USA finden sowohl bei der Armee als auch bei Polizeibehörden strenge Hintergrundchecks statt. Nie sei eine Unstimmigkeit in seinen Dokumenten entdeckt worden.

«Niemals, niemals, niemals wurde erwähnt, dass ich illegal hier bin.» Das Wählen ohne legale Dokumente stellt laut US-Gesetz eine ernste Straftat dar. «Bisher ist aber noch niemand an meiner Tür aufgetaucht, um mich zu verhaften», scherzt Klass. «Aber ja, technisch gesehen ist es ein Bundesvergehen, wer als Illegaler wählt.»

Grosser finanzieller Aufwand

Klass bleibt nun nichts anderes übrig, als sich bei der US-Einwanderungsbehörde (USCIS) zu melden, um eine Lösung für das Problem zu finden. Er schickte der Behörde mehrere Dokumente, die beweisen, dass er seit über 60 Jahren als vollwertiges Mitglied in den USA lebt.

«Ich habe all diese Unterlagen an die USCIS geschickt, und sie haben mich trotzdem abgelehnt», erklärt der Mann verzweifelt. Hinzu kommt: Um den ganzen Prozess zu finanzieren, musste Klass sein Erspartes anzapfen. «Ich habe Tausende und Abertausende von Dollar ausgegeben, um zu versuchen, an mein Geld zu kommen, das ich mein ganzes Leben lang in die Sozialversicherung eingezahlt habe.»

Behörde kommentiert Fall nicht

Ein im Ausland geborenes Kind wird automatisch US-Staatsbürger, wenn mindestens ein Elternteil amerikanischer Staatsbürger ist, das Kind unter 18 Jahre alt ist, einen rechtmässigen ständigen Wohnsitz hat und sich in den USA unter der rechtlichen und physischen Obhut des US-amerikanischen Elternteils aufhält.

So lautet die entsprechende Gesetzgebung aus dem Jahr 2000. Leider war dieses Gesetz noch nicht in Kraft, als er als Zweijähriger nach Amerika zog. Die zuständige Behörde kommentiert den Fall Klass auf Anfrage der «New York Post» nicht. Derzeit werde der Fall bearbeitet und der Antragsteller über das weitere Vorgehen unterrichtet.

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