Der Tod von Karl Lagerfeld (†85) erschüttert die Welt. Aus allen Ländern treffen derzeit Kondolenzschreiben in Paris ein. Topmodels, Designer, Schauspieler: Sie alle trauern um den Chefdesigner von Chanel. Auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher drückte seine Trauer aus. «Wir verlieren einen aussergewöhnlichen Hanseaten und Botschafter Hamburgs», schrieb er auf Twitter.
Auffällig dabei: Das Kanzleramt hat sich bislang nicht öffentlich zum Ableben des berühmten Exil-Deutschen geäussert. Die «Bild»-Zeitung fragt deshalb heute: «Ist Angela Merkel noch sauer auf Lagerfeld»?
«Sie wollte ihr Image als Rabenmutter verbessern»
Tatsächlich ging in der Beziehung zwischen dem deutsche Modezar und der deutsche Kanzlerin in den vergangenen Jahren einiges in die Brüche. Lagerfeld war nämlich überhaupt nicht einverstanden mit Merkels Flüchtlingspolitik.
Für einen ersten Eklat sorgte Lagerfeld im November 2016. In einer Show des TV-Senders C8 kritisierte er die Kanzlerin dafür, «zu viele Muslime» ins Land gelassen zu haben. «Selbst wenn Jahrzehnte dazwischenliegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen», sagte Lagerfeld damals. Seine Argumentation: Es wäre gar nicht nötig gewesen, mehr Flüchtlinge ins Land zu holen, nachdem schon Millionen gut integrierter Migranten in Deutschland leben. Und Lagerfeld legte noch einen drauf: Sie habe wohl ihr Image als Rabenmutter verbessern wollen, das ihr noch aus der Griechenland-Krise anhafte.
Lagerfeld machte Merkel für AfD-Aufschwung verantwortlich
Im Mai 2018 holte der Modezar dann zum nächsten Rundumschlag gegen die Kanzlerin aus. In einem Interview mit der französischen Illustrierten «Le Point» sagte Lagerfeld, er «hasse» Merkel für die Flüchtlingspolitik. Er machte sie für den Aufschwung der AfD verantwortlich und fügte an: «Nun sitzen 100 dieser Neonazis im Parlament, weil Merkel die deutsche Geschichte vergessen hat.»
Der Bundeskanzlerin sei es darum gegangen, mit ihrer Flüchtlingspolitik ein gutes Bild abgeben zu wollen, sagte der Designer weiter. «Als Pastoren-Tochter erträgt sie die Verbrechen der Nazis nicht. Das Paradoxe daran ist, dass Merkel das Böse an die Macht befördert, während sie es reparieren will.»
Zum Schluss seiner Abrechnung drohte Lagerfeld gar damit, den deutschen Pass wegen Merkel abzugeben. «Wenn das weitergeht, gebe ich die deutsche Staatsangehörigkeit auf.» (nim)