Er war Stammgast im «Pulse»
War der Gay-Club-Killer schwul?

Woher kam Omar Mateens Hass? Erst schien es klar: Die Religion. Doch neue Erkenntnisse deuten auf eine ganz andere Geschichte hin.
Publiziert: 14.06.2016 um 09:28 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:58 Uhr
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Homophob, aber selber schwul? Nachtclub-Killer Omar Mateen.
Foto: Myspace

Während die Ermittler noch über sein Motiv rätseln, kommen neue Details zu Omar Mateen (†29) ans Licht, der in einem Schwulen-Club in Florida 49 Menschen erschossen hat: Möglicherweise war Mateen selber homosexuell.

Wie mehrere Stammgäste des «Pulse»-Clubs in Orlando berichten, soll sich der Killer regelmässig dort aufgehalten haben. Ein Augenzeuge berichtet, er habe Omar Mateen mindestens ein Dutzend Mal im Club gesehen.

«Manchmal sass er in der Ecke und trank alleine Bier», sagt Ty Smith gegenüber der Lokalzeitung «Orlando Sentinel». «Manchmal war er so betrunken, dass er laut und aggressiv wurde. Wir redeten nicht sehr viel. Aber ich weiss noch, dass er von seinem Vater erzählte, und dass er eine Frau und ein Kind habe.»

Er chattete mit einer Dating-App für Schwule

Auch Chris Callen, der im «Pulse» unter dem Namen Kristina McLaughlin als Drag-Queen auftritt, erinnert sich an den Attentäter. Mateen habe mehrmals von der Security aus dem Club eskortiert werden müssen. Einmal, weil er einen Freund mit mit einem Messer bedroht habe. Gemäss Callen ist Mateen vor drei Jahren zum ersten Mal im Club aufgetaucht.

Chris Callen und Troy Smith wollen gesehen haben, wie Mateen einmal völlig betrunken aus dem Pulse-Club geworfen wurde.
Foto: Facebook

Ein anderer Stammgast erzählt der «Los Angeles Times», er habe mit Mateen ein Jahr lang Kontakt über eine Chat-App für Schwule gehabt. Die beiden hätten sich nie persönlich getroffen – bis am Sonntag Morgen, eine Stunde vor dem Massaker. Er habe Mateen, dessen Gesicht er erkannte, begrüsst. Dieser habe kurz zurückgegrüsst: «Hey.»

Die Ex-Frau stellte «schwule Tendenzen» fest

Es sind nicht die einzigen Anzeichen: Ein ehemaliger homosexueller Klassenkamerad der Polizeiakademie erzählt der «Palm Beach Post», dass sich Mateen 2006 mit ihm zu einem Date verabreden wollte. «Wir sind ab und zu in Schwulenbars gegangen. Ich hatte damals mein Coming-Out noch nicht, also habe ich abgelehnt.»

Er glaubt, Mateen sei heimlich homosexuell gewesen. «Er wollte einfach dazugehören, aber niemand mochte ihn», so der Ex-Kollege, der anonym bleiben will. «Er war sozial sehr unbeholfen».

Auch seine Ex-Frau Sitora Yusufiy will «schwule Tendenzen» bei Mateen festgestellt haben. Dies erzählt ihr aktueller Verlobter Marco Dias, ein Brasilianer, auf portugiesisch in einem Interview mit dem brasilianischen TV-Sender «SBT». Yusufiy habe ihm dies erzählt. Auch habe Mateens Vater seinen Sohn in ihrer Anwesenheit mehrmals als schwul bezeichnet. Weiter sagt Dias, das FBI habe die Ex-Frau Yusufiy gebeten, dies US-Medien nicht zu erzählen.

Selbsthass als Motiv?

Den Medien gegenüber gibt sich Mateens Vater überzeugt, dass Omar nicht homosexuell war. «Wenn er schwul war, warum würde er so etwas machen?», sagt Seddique Mir Mateen der «Palm Beach Post». In einem «CBS»-Interview liess der Papa zuvor jedoch durchblicken, was er von dem Lebensstil hält: «Es ist Gottes Aufgabe, Homosexuelle zu bestrafen. Nicht die der Menschen.»

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Polizisten vor dem Haus von Omar Mateen in Port St. Lucie.
Foto: EPA

Sollte Omar Mateen tatsächlich schwul gewesen sein, hat er es offenbar nie geschafft, dies selbst zu akzeptieren. Dass die daraus entstandene Frustration ihn zur Tat getrieben hat, scheint mit den neuen Erkenntnissen viel wahrscheinlicher als ein religiöser oder terroristischer Hintergrund – auch das FBI schliesst dies mittlerweile aus. (rey)

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