In ihrem Buch «Zu viel und nie genug – wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt schuf», warnt Nichte des US-Präsidenten, Mary Trump (55), vor einem «Ende der amerikanischen Demokratie» im Falle einer Wiederwahl des Republikaners Donald Trump (74) im November. Der Deutschen Presse-Agentur sagte sie, sie werde für dessen demokratischen Herausforderer Joe Biden (77) stimmen. «Ich bin eine liberale Demokratin.»
Es gehe aber längst nicht mehr um Parteizugehörigkeiten, sondern um die Frage, was richtig und was falsch sei. Ein Ziel ihres Buches, das am 12. August in Deutschland erscheint, sei es, den Amerikanern Informationen zu liefern, die sie bei der Wahl 2016 nicht hatten. «Unabhängig davon, wie die Menschen im November wählen, können sie nicht mehr sagen: Oh, wissen Sie, das wusste ich nicht, ich wusste nicht, dass er das getan hat.»
Juden nicht verärgern
Mary Trump sagte, als Bauunternehmer in New York habe Donald Trump sich als jemand mit schwedischen Wurzeln ausgegeben, obwohl seine Familie väterlicherseits aus Deutschland und mütterlicherseits aus Schottland stamme. Trump sei es darum gegangen, jüdische Geschäftspartner in New York nicht vor den Kopf zu stossen. «Wir haben überhaupt nichts Schwedisches in unserer Familie. Ich bin mir nicht sicher, warum er nicht schottisch gesagt hat», sagte Mary Trump. «Wir haben uns darüber lustig gemacht, weil es so lächerlich war.»
Mary Trump hält Bundeskanzlerin Angela Merkel (66) für deutlich intelligenter als ihren Onkel. «Die Frau könnte ihn intellektuell locker übertreffen», sagte Mary Trump der dpa. «Ich denke, er hasst das. Und es macht ihn verrückt.»
Die promovierte Psychologin sagte, sie glaube, dass Trumps schwieriges Verhältnis zu Deutschland zum Teil darin begründet liege, dass Merkel eine starke Frau sei. «Und Donald kommt mit starken Frauen nicht gut zurecht.»
«Ein Lügner, ein Rassist»
Mary Trump bescheinigte ihrem Onkel, ein pathologischer Lügner zu sein. «Er hat jeden Tag seines Lebens gelogen.» Sie warf Donald Trump ausserdem vor, ein Rassist zu sein. «Ich denke nicht, dass es da eine Frage gibt.» Mary Trump bemängelte, dass viele US-Medien ihren Onkel zu zurückhaltend kritisierten, indem sie seine Lügen lange Zeit nicht als solche benannt hätten und seine Äusserungen etwa als «rassistisch eingefärbt» kategorisierten. «Nein, sie sind rassistisch. Er ist ein Rassist. Das muss klar und deutlich gesagt werden.»
Die Psychologin erklärte Trumps Verhalten in der Corona-Krise auch mit der Familiengeschichte. Im Haus ihres Grossvaters – Trumps Vater – habe eine Atmosphäre geherrscht, in der es nicht erlaubt gewesen sei, Negatives zum Ausdruck zu bringen, sagte Mary Trump. «Donald hat diese Lektion auch gelernt. Man spricht nicht über etwas Negatives. Man erkennt es nicht an. Man ignoriert es und es wird weggehen. Offensichtlich ist das nicht geschehen.» Eine Kurskorrektur wäre das Eingeständnis eines Fehlers gewesen. «Und dazu ist er genauso unfähig, weil es in meiner Familie als tödliche Schwäche angesehen wurde, sich zu entschuldigen oder zuzugeben, dass man sich geirrt hat.»
Trump wollte Buch verhindern
Mary Trump ist die Tochter von Donald Trumps ältestem Bruder Fred, der 1981 starb. In den USA war ihr vielbeachtetes Buch bereits Mitte vergangenen Monats erschienen. Donald Trumps jüngerer Bruder Robert Trump war in letzter Minute mit seinem Antrag gescheitert, vor einem Gericht in New York einstweilige Verfügungen zum Stopp der Veröffentlichung gegen die Autorin und gegen den Verlag Simon & Schuster durchzusetzen. In Deutschland wird das Buch am 12. August vom Heyne-Verlag veröffentlicht. (SDA/gf)