Aufnahmen zeigen ihn auf seinen Knien. Ein Video einer Gefangennahme auf dem Schlachtfeld in Charkiw macht derzeit auf Telegram und Twitter die Runde. Denn bei Andrei Iwanowitsch Sytschewoi (53) handelt es sich nicht um einen einfachen Soldaten, sondern einen hochrangigen russischen Generalleutnant.
Bei der Gefangennahme soll es den Anschein gemacht haben, als sei Sytschewoi lediglich ein Kommandeur einer kleinen Truppe. Wie auf Twitter zu lesen ist, soll er die Uniform gewechselt haben, um so unentdeckt zu fliehen. Dieser Versuch sei aber gescheitert.
Sytschewoi ist der Oberbefehlshaber des westlichen Militärbezirks. Dieses Amt führt er gemäss dem unabhängigen Recherchenetzwerk Conflict Intelligence Team (CIT) seit Mitte Juni. Zuvor hatte Kreml-Chef Wladimir Putin (69) dessen Vorgänger Alexander Schurawljow (57) gefeuert, weil er unzufrieden war, wie die Armee in der Ukraine vorankam. Zuvor war Sytschewoi Kommandeur der 8. Gardearmee.
Damit haben die ukrainischen Truppen einen grossen Fisch gefangen. Chuck Pfarrer, ehemaliges Mitglied der US-amerikanischen Navy Seals, schreibt auf Twitter: «Sytschewoi ist der hochrangigste russische Offizier, der seit dem Zweiten Weltkrieg gefangen genommen wurde.»
«Die ukrainische Flagge weht über einer befreiten ukrainischen Stadt»
Überhaupt läuft es gerade schlecht für Putins Truppen. Die Ukraine hat nach eigenen Angaben die Stadt Balaklija in der Region Charkiw im Nordosten des Landes von den russischen Streitkräften zurückerobert. «Alles ist so, wie es sein soll. Die ukrainische Flagge weht über einer befreiten ukrainischen Stadt unter ukrainischem Himmel!», schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) in den Online-Netzwerken zu einem Video, das ukrainische Soldaten in Balaklija zeigen soll.
Die Stadt mit einer geschätzten Bevölkerung von 27'000 Einwohnern war Anfang März unter russische Kontrolle gelangt.
Die ukrainische Armee hatte am Donnerstag bereits die Rückeroberung von Ortschaften und Gebieten bei ihrer Gegenoffensive in mehreren Regionen des Landes gemeldet. Es sei gelungen, über Gebiete im Donbass im Osten sowie auch im Süden der Ukraine die Kontrolle wiederzuerlangen, teilte der ranghohe ukrainische Militärvertreter Oleksi Gromow mit. Gromow gab auch an, dass die Einheiten in der Region Charkiw 50 Kilometer weit in das feindliche Gebiet vorgedrungen seien.
Die Region Charkiw ist seit den ersten Tagen des russischen Angriffskriegs ab dem 24. Februar teilweise von der russischen Armee besetzt. Die Stadt Charkiw, die zweitgrösste Stadt der Ukraine, wird regelmässig von den russischen Truppen beschossen, wurde bisher aber nicht eingenommen. (bab/AFP)