Nach dem tödlichen Messerangriff auf einen Lehrer in Arras letzten Freitag hat die französische Justiz ein Verfahren gegen den 20 Jahre alten Täter wegen Verdachts auf Mord mit terroristischem Hintergrund eröffnet. Nach einer Anhörung unter Ausschluss der Öffentlichkeit habe der Haftrichter U-Haft für Mohammed M.* und seinen 16 Jahre alten Bruder angeordnet, teilte die Staatsanwaltschaft in der Nacht zu Mittwoch mit.
Mohammed M. habe sich entschlossen, vor den Untersuchungsrichtern auszusagen, teilte seine Anwältin Verlaine Etam Sone mit. «Er wird alle nötigen Erklärungen abgeben», sagte sie.
Gegen seinen 16 Jahre alten Bruder ermittelt die Justiz unter anderem wegen Beihilfe zum Mord mit terroristischem Hintergrund. Er habe Mohammed M. unter anderem Ratschläge für den Einsatz des Messers gegeben, sagte Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard.
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Täter schrie «Allahu akbar»
Ein 15 Jahre alter Cousin steht im Verdacht, von dem Plan gewusst und nichts getan zu haben, um die Tat zu verhindern. Er werde zunächst in einer Einrichtung für straffällig gewordene Jugendliche untergebracht, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Der als radikalisierter Islamist von den Behörden registrierte Täter hatte in Nordfrankreich bei einer Messerattacke in einer Schule einen Menschen getötet und zwei weitere lebensgefährlich verletzt. Wie «Le Parisien» schrieb, schrie der 20-jährige Täter beim Betreten der Schule «Allahu Akbar» (deutsch: Gott ist gross). Vor dem Messerangriff hat sich der radikalisierte Täter zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt.
Im Mobiltelefon des Festgenommenen sei eine entsprechende Audiobotschaft gefunden worden, in der der Täter auch seinen Hass auf Frankreich, die Franzosen und die Demokratie zum Ausdruck gebracht habe, teilte Antiterrorstaatsanwalt Jean-François Ricard am Dienstag in Paris mit. Ausserdem habe der Täter 20 Minuten vor der Tat in einem Gymnasium in Arras ein Video voller Drohungen aufgezeichnet, in dem er gesagt habe, französische Werte angreifen zu wollen. «Der Täter wurde von der Polizei festgenommen», schrieb Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin (41) nach der Attacke.
Frankreich in Alarmbereitschaft
Am Freitagabend kündigte Frankreich die Alarmstufe «Notfall Attentat» für das Land an. Diese Stufe wird kurz vor oder nach einem Angriff ausgerufen. Die Versetzung in diese Alarmstufe ermöglicht vor allem eine stärkere Mobilisierung der staatlichen Mittel für die Terrorbekämpfung.
Die Antiterrorstaatsanwaltschaft übernahm nach eigenen Angaben die Ermittlungen wegen Mordes und versuchten Mordes mit terroristischem Hintergrund.
Laut «Le Monde» handelte es sich beim Todesopfer um einen Lehrer. In den sozialen Medien kursieren Videos, welche die Tat zeigen. Menschen wehrten sich mit Stühlen gegen den mutmasslichen Attentäter. Laut der Zeitung «Le Figaro» wurden alle Schulen in der Stadt im Nachgang des Angriffs geschlossen.
Verbindung mit Lage im Nahen Osten
Laut Darmanin gebe es zweifellos eine Verbindung zwischen dem Attentat in Arras und der Lage im Nahen Osten. «Es gab Aufrufe», bekräftigt er. «Nach unseren Informationen gibt es leider eine Verbindung zwischen diesem Ereignis und dem, was im Nahen Osten passiert ist», erklärte er. Der Täter sei Medienberichten zufolge in einer Datei für radikalisierte Personen geführt worden. Seit einigen Wochen hätte der Angreifer den Sicherheitsbehörden besondere Sorge bereitet. Die nationale Antiterrorismus-Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet.
Höchste Terrorwarnstufe in Frankreich
Mohammed M. war im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie aus der russischen Republik Inguschetien nach Frankreich gekommen. Die französischen Behörden hatten mehrere Asylanträge der Familie abgelehnt und den als radikalisiert geltenden Vater abgeschoben. Mohammed M. konnte nicht abgeschoben werden, da er jünger als 13 war, als er nach Frankreich kam.
Darmanin will diese Bestimmung im Einwanderungsgesetz ändern. Bis Ende des Jahres seien Abstimmungen in beiden Kammern des Parlaments geplant, sagte der für das Parlament zuständige Minister Franck Riester.
Mohammed M. war vom Geheimdienst beobachtet worden. Es habe jedoch keine Hinweise auf eine bevorstehende Tat gegeben, hiess es in Geheimdienstkreisen. Seit Freitag gilt in Frankreich die höchste Terror-Warnstufe. Jüdische Einrichtungen und Schulen werden verstärkt bewacht. Landesweit sind bis zu 7000 Soldaten im Einsatz. (jwg/nad/SDA/AFP)
* Name bekannt