Im Zickzackkurs raste Alek Minassian (25) am Montagmittag über die Trottoirs der belebten Yonge Street in Toronto (Kanada). Die traurige Bilanz: Zehn Tote und 15 Verletzte.
Wer ist der Täter, der am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt wurde? Laut seinem Linkedin-Profil lebte Minassian in Richmond Hill nördlich der kanadischen Metropole und entwickelte Apps. Seine Gratis-App «Toronto Green Parking Advisor» etwa hilft Autofahrern dabei, freie Parkplätze zu finden.
Kollegen beschreiben ihn in der Lokalzeitung «Globe and Mall» als Mann mit zwei Identitäten: Einerseits der sozial unbeholfene Student, der selten etwas sagt und Mühe hat, seine Ticks unter Kontrolle zu halten – andererseits das Computer-Genie, das mit digitalem Fachwissen verblüfft. Extreme politische oder religiöse Ansichten habe er angeblich keine gezeigt. Aber manche vermuteten schon länger bei ihm eine soziale Störung.
Kalifornischer Sexfrust-Killer als Vorbild
Ein Verdacht wird immer plausibler: Minassian litt unter sozialer Isolation – und machte dafür Frauen verantwortlich (BLICK berichtete). Denn offenbar hatte er für seine Tat ein Vorbild. Kurz vor seiner Amokfahrt schrieb er auf Facebook: «Heil dem obersten Gentleman Elliot Rodger!»
Der Student Rodger († 22) tötete 2014 bei einem Amoklauf im kalifornischen Isla Vista sechs Menschen. Ziel des Frauenhassers war eine Studentinnen-Verbindung. «Ich werde jede einzelne verwöhnte, hochnäsige blonde Hure abschlachten, die ich dort vorfinde», hatte Rodger seine Tat in einem Online-Video angekündigt.
Sein Fan Alek Minassian, so haben einige Medien erfahren, soll zudem am Vortag auf Facebook geschrieben haben: «Die Incel-Rebellion hat begonnen!» Incel ist die Abkürzung für «involuntary celibate», unfreiwillig zölibatär. Ein Wort, mit dem die Frauenhasser-Szene Männer beschreibt, denen Frauen angeblich den Sex verweigern.
Weiter heisst es im Posting: «Die Incel-Rebellion hat bereits begonnen. Wir werden alle Chads und Stacys stürzen.» Die Namen «Chad» und «Stacy» werden in Internet-Foren abwertend für Männer und Frauen gebraucht, die ein ausgefülltes Sexleben haben.
Facebook sperrte laut eigenen Angaben den Account mittlerweile. Das US-Unternehmen arbeite in dem Fall eng mit den Behörden zusammen. Kanadische Medien verbreiteten einen Screenshot der Nachricht.
Vor allem Frauen getötet
Bei den Opfern handelt es sich Mehrheitlich um Frauen, sagte Polizeiermittler Graham Gibson auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Deren Alter reiche von Mitte 20 bis etwa 80.
Unter den Toten ist die junge Frau Anne Marie D’Amico, berichtet der Sender CBC. Sie arbeitete für eine US-Investmentfirma mit Sitz an der Yonge Street und arbeitete seit Jahren als Freiwillige für ein lokales Tennisturnier. In einem Statement teilt ihre Familie mit: «Sie hatte ein grosszügiges Herzu und tat immer Grosses für andere».
Als weitere Opfer wurden der Jordanier Abdo Habib al-Najar identifiziert, der in Toronto eines seiner Kinder besucht hat – und die Kanadierin Dorothy Sewell, eine Urgrossmutter loyaler Fan des lokalen Baseball-Teams. (rey/SDA)