Im östlichen Mittelmeer haben sich bereits Menschen mit dem lebensbedrohlichen Fisch namens Lagocephalus sceleratus vergiftet. Inzwischen hat er es bis nach Italien und Spanien geschafft. Experten nennen den L. sceleratus - zu Deutsch Hasenkopf-Kugelfisch - den «schlimmsten fremdartigen Fisch» im Mittelmeer.
Erst vor wenigen Jahren war er aus dem Roten Meer über den Suez-Kanal ins Mediterrane geschwommen. Schnell breitete er sich im östlichen Mittelmeer aus. Forscher sprechen von Invasion - und wegen der Folgen von einer Pest. Jetzt steige die Zahl der Exemplare auch im Westen, sagt Maria Corsini-Foka, Meeresbiologin am Griechischen Zentrum für Meeresforschung auf Rhodos.
An der dortigen Küste ist der Kugelfisch recht häufig, taucht aber inzwischen sogar in den Gewässern bei Spanien auf. Vor sechs Jahren ging vor Katalonien der erste ins Netz, bis 2013 fünf weitere. Allein im vergangenen Jahr waren es nach Angaben der Behörden schon zehn. Aus Malta, Italien und Algerien gibt es ebenfalls Meldungen.
Der Toxikologe Dietrich Mebs, der früher am Universitätsklinikum Frankfurt lehrte fürchtet, dass der Fisch in der Bevölkerung und vor allem den Touristen nicht bekannt genug ist. Das Gift des Kugelfisches - das Tetrodotoxin - gehört zu den tödlichsten Nervengiften, die derzeit bekannt sind. Alle Kugelfische tragen es in sich, es komme aber auch in Landtieren vor, sagt Mebs. Wer den Hasenkopf-Kugelfisch isst, vergiftet sich.
Berichte von Vergiftungen gab es zunächst in der Türkei, wo der Kugelfisch 2003 vor Akyaka zum ersten Mal im Mittelmeer entdeckt worden war. Auf einem Markt hatten unbedarfte Fischer den Fisch verkauft. Auch in Israel gab es einen dokumentierten Fall: Ein Hobbyfischer konnte gerade noch gerettet werden.
Die Lähmung befalle das äussere Nervensystem, gehe also nicht vom Gehirn aus, erklärt Mebs. «Das heisst: Ich kriege das bei vollem Bewusstsein mit.» Zuerst verschwindet das Gefühl unter anderem in den Fingerspitzen. Dann greift die Lähmung um sich. Sobald sie die Atemmuskulatur erreicht, besteht akute Lebensgefahr. Einzige Rettung: künstliche Beatmung.
Türkische, griechische und zypriotische Behörden verboten den Fang und Verkauf von Kugelfischen. Auch in Deutschland ist er illegal. In Japan dagegen werden verschiedene Kugelfischarten - meist von spezialisierten Köchen zubereitet - als Delikatesse verzehrt.
Die professionellen Fischer in Spanien sind noch entspannt. Sie sehen im Hasenkopf-Kugelfisch keine Gefahr, denn er ist gut zu erkennen. Doch im östlichen Mittelmeer erzürnt das bis zu einem Meter grosse Tier die Fischer, weil er ihnen die Tintenfische wegfrisst und Netze zerreisst. Der Fisch hat sehr kräftige Zahnplatten und beisst einen Angelhaken aus Metall mühelos durch.
Das weckt menschliche Ängste - vor durchgebissenen Fingern oder Zehen. Dass allerdings Urlauber etwa in Spanien beim Baden im Mittelmeer einem Kugelfisch begegnen, ist nicht zu befürchten. Die Tiere leben nach Angaben von Experten zwischen 10 und 100 Meter unter der Wasseroberfläche, zuweilen auch noch tiefer.