In Frankreich reisst nach der Veröffentlichung eines brutalen Videos die Kritik an der Polizei nicht ab. «Diese Polizisten haben keinen Mist gebaut, sie sind Straftäter, die schwere Verbrechen begangen haben. Sie haben meinen Mandanten mehrfach etwa sieben Minuten lang geschlagen», sagte die Anwältin Hafida El Ali am Freitag dem Sender BFM TV. Hintergrund ist ein am Donnerstag veröffentlichtes Video, auf dem offenbar mehrere Polizisten den Musikproduzenten Michel Zecler im Eingang seines Produktionsstudios massiv attackieren.
Innenminister Gérald Darmanin sagt, dass die Beamten entlassen werden sollten, wenn ein Fehlverhalten festgestellt werde. Sie wurden zunächst suspendiert, der Vorfall wird untersucht. Erst Anfang der Woche hatte die brutale Räumung eines Migrantencamps in Paris für Entrüstung gesorgt. Darmanin muss sich nun am Montag in der Nationalversammlung zu den jüngsten Vorfällen erklären.
«Ohne Kameras wäre er im Gefängnis»
Die Anwältin des Musikproduzenten betonte im Gespräch mit dem Sender Franceinfo, dass es ihrem Mandanten mittlerweile besser ginge. Er gerate aber ein wenig in Panik, wenn er in der Nähe seines Studios Polizeifahrzeuge sehe. Sie ist sich sicher: Hätte die Überwachungskamera in dem Studio den Vorfall nicht gefilmt, würde ihr Mandant jetzt im Gefängnis sitzen. «Von Anfang an wurde ihm 'Gewalt gegen einen Amtsträger' sowie 'Rebellion' vorgeworfen», sagte sie. Die Polizisten hätten schamlos gelogen.
Zahlreiche Politiker aber auch Sportler zeigten sich nach der Veröffentlichung des Videos schockiert. Die französischen Top-Fussballer Antoine Griezmann und Kylian Mbappé drückten auf Twitter ihr Entsetzen aus. «Stop des Rassismus», schrieb Mbappé. Der schwarze Musikproduzent hatte angeben, von den Polizisten mehrfach rassistisch beleidigt worden zu sein. (SDA/vof)