Energie
EU: 72 Prozent befürworten Unabhängigkeit von russischer Energie

Die europäische Unterstützung für die Ukraine ist laut einer EU-weiten Umfrage weiterhin gross. 72 Prozent der EU-Bürger sind dafür, dass sich die Union trotz persönlicher Belastungen unabhängig macht von russischen Energielieferungen.
Publiziert: 05.10.2022 um 07:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2022 um 09:19 Uhr
Die europäische Unterstützung für die Ukraine ist laut einer EU-weiten Umfrage weiterhin gross. 72 Prozent der EU-Bürger sind dafür, dass sich die Union trotz persönlicher Belastungen unabhängig macht von russischen Energielieferungen. (Archivbild)
Foto: Gregorio Borgia

Das teilte die Bertelsmann-Stiftung am Mittwoch in Gütersloh mit. Mit 80 Prozent ist die Unterstützung in Polen besonders gross. Deutschland liegt mit 69 Prozent auf dem letzten Platz. Als Grund dafür wird in der Umfrage eine besonders grosse Abhängigkeit von russischem Gas genannt.

Insgesamt sieht die Umfrage die Zustimmung zur Energieunabhängigkeit im längeren Vergleich bröckeln. Sie nehme ab, je grösser das Ausmass der Einschnitte wird. Im März hatte die Zahl derjenigen, die für eine Unabhängigkeit von russischer Energie sind, zwei Prozent höher gelegen. In den Niederlanden ging sie um sieben Prozent zurück.

Die steigenden Lebenskosten machten 44 Prozent der Befragten Sorgen. «Und sie werden in der kalten Jahreszeit die Auswirkungen des Kriegs noch deutlicher in ihrem Alltag spüren», erklärte Isabell Hoffmann von der Bertelsmann-Stiftung. Das werde ein Stresstest für die starke Zustimmung, welche die Ukraine-Politik seit Kriegsbeginn geniesse.

60 Prozent der EU-Bürger sprechen sich für Waffenlieferungen aus. Auch bei diesem Punkt ist die Zustimmung in Polen am grössten - 84 Prozent sind dafür. Nur in Italien ist eine Mehrheit von 58 Prozent dagegen. Dass das jeweils eigene Land Waffen liefern soll, stösst auf weniger Zustimmung als eine Lieferung durch die EU. Besonders bei jungen Menschen bis 25 Jahren und älteren Befragten zwischen 56 und 70 Jahren stossen Waffenlieferungen insgesamt auf Zustimmung.

Doch auch bei diesem Thema schwindet die Unterstützung. Im Vergleich zum März sank sie leicht - besonders deutlich mit minus acht Prozent in Frankreich. «Im März standen alle unter Schock, und der Wille, die Ukraine zu unterstützen, war sehr hoch», erklärte Hoffmann. Drei Monate später sei der Schock vergangen, der Unterstützungswille aber trotzdem noch hoch, obwohl die negativen Konsequenzen im Alltag deutlich spürbarer geworden seien.

Auch die Bereitschaft, Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen, ist mit 81 Prozent weiter hoch. Im März lag der Wert allerdings noch bei 86 Prozent. 66 Prozent der EU-Bürger würden die Ukraine in die EU aufnehmen. Die Frage wird in den Ländern jedoch unterschiedlich bewertet. Während die Zustimmung in Polen mit 84 Prozent sehr hoch ist, sind es in Deutschland und Frankreich jeweils 60 Prozent. Obwohl die Mehrheiten stabil sind, ist im Vergleich zum März ein leichter Rückgang erkennbar.

Die Ergebnisse zeigten, dass die EU-Bürger entschiedenes Handeln zur Unterstützung der Ukraine befürworteten, erklärte Hoffmann. «Gleichzeitig wachsen die Belastungen und damit die persönlichen Sorgen.» Es bestehe das Risiko, dass zwischen dem Wunsch zu helfen und den privaten Belastungen ein politisches Konfliktpotenzial entsteht. Für die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Eupinions der Bertelsmann-Stiftung wurden im Juni rund zwölftausend Bürger in der gesamten EU befragt.

(SDA)

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