Während die Insel immer wieder von leichten bis mittleren Erdbeben erschüttert wird, schob sich die bis zu 1200 Grad heisse Lava auch am Mittwoch Meter für Meter unaufhaltsam durch das Tal von Ariadne Richtung Atlantik. Ein Ende des Ausbruchs ist laut Experten nicht in Sicht.
Das Fauchen des Vulkans, das immer wieder vom Donner explosionsartiger Entladungen übertönt wird, und Ascheregen begleitet die Menschen auf Schritt und Tritt, zerrt an ihren Nerven. Aber sie geben nicht klein bei. Rund 800 weitere Menschen, die am Vortag wegen der nahenden Lava zur Evakuierung aufgerufen worden waren, konnten den Grossteil ihrer Habseligkeiten in Sicherheit bringen, wie der staatliche TV-Sender RTVE berichtete.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Bewohner in grosser Hast ihre Häuser ausräumten, wichtige Papiere, Erinnerungsstücke, Möbel, Geschirr, Waschmaschinen, Fernseher, Matratzen, Decken, Bettwäsche, Mopeds, Fahrräder, Spielzeug, Kleidung, einfach alles von Wert wurde auf Lastwagen verladen. Einige schraubten sogar die Wasserhähne ab, berichtete die Zeitung «La Vanguardia». Die Menschen würden wie Diebe ihres eigenen Hausrats wirken, wenn sie wieder und wieder Schränke durchwühlten, um auch ja nichts zu vergessen, schrieb «El País».
Das Wertvollste aber, die Häuser selbst, ihr Zuhause, mussten die Menschen zurücklassen. Durch offene Türen war ein Durcheinander von Einrichtungsgegenständen zu sehen, die in der Eile nicht mehr mitgenommen werden konnten. Danach blieb den Menschen nur noch, auf das Wunder zu hoffen, dass die Lava ihr Haus verschonen möge.
Mit den neuen Evakuierungen stieg die Zahl der Menschen, die sich seit dem Beginn des ersten Ausbruchs des Vulkans seit 50 Jahren in Sicherheit bringen mussten, auf etwa 7000.
Seit dem 19. September wurden bereits 1458 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt und fast 660 Hektar unter Lava und Vulkanasche begraben. Darunter auch immer grössere Teile von Bananenplantagen, aus denen das Hauptexportgut der Insel kommt. Die Inselregierung ging schon vor zwei Wochen von Schäden in Höhe von mindestens 400 Millionen Euro aus. Eine neuere Schätzung wurde noch nicht bekannt.
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez wurde am Mittwochnachmittag zu seinem vierten Besuch seit dem Ausbruch des Vulkans erwartet. Er wolle sich vor Ort ein Bild von der Lage machen und die Behörden und die Bewohner der Insel der Solidarität des ganzen Landes versichern, berichteten spanische Medien unter Berufung auf die Regierung.
Der Flughafen der Insel war nach Angaben des Betreibers Aena betriebsbereit, wurde aber nur von wenigen Fluggesellschaften wie Binter angeflogen. Der Flugverkehr zu den anderen grossen Touristeninseln der Kanaren - Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria oder Lanzarote - lief normal.
(SDA)