Das Gericht hat entschieden: Robert B.* (50) ist schuldig. Ein Gericht im US-Bundesstaat Pennsylvania hat ihn in allen 63 Anklagepunkten für schuldig befunden. Die Geschworenen verurteilten den 50-Jährigen am Freitag unter anderem wegen Hassverbrechen mit Todesfolge
B. war verantwortlich für den tödlichsten antisemitisch motivierten Anschlag in der US-Geschichte. Am 27. Oktober stürmte er mit einem halbautomatischen Gewehr und drei Pistolen bewaffnet eine Synagoge in Pittsburgh während einer Taufzeremonie. Laut Augenzeugen hat er «alle Juden müssen sterben» gerufen. Er hatte sich laut Anklage bereits vor dem Anschlag judenfeindlich geäussert und Juden als «Kinder Satans» bezeichnet.
Beim Attentat hat er elf Menschen erschossen. Sieben weitere Personen wurden verletzt.
Anwältin bestreitet Judenhass als Motiv
Die Staatsanwaltschaft warf Bowers Ende Mai zu Beginn des Prozesses vor einem Bundesgericht in Pittsburgh vor, bei dem Angriff «methodisch» Jagd auf seine Opfer gemacht zu haben. «Nachdem er die Synagoge betreten hatte, hat der Angeklagte angefangen zu jagen, er ist von Raum zu Raum gegangen, nach oben und nach unten», sagte Staatsanwältin Soo Song laut US-Medien. Bowers habe dabei jüdische Gläubige gesucht, die er töten könne.
Bowers Verteidigung hatte nicht bestritten, dass der Angeklagte die Schüsse abgegeben hatte. Sie führte aber ins Feld, er leide unter Schizophrenie. Ausserdem habe er nicht aus Judenhass gehandelt.
Als Motiv führte die Verteidigung vielmehr an, Bowers habe erreichen wollen, dass eine jüdische Organisation ihre Unterstützung für Einwanderer beende. «Sein unvorstellbarer, unsinniger, irrationaler Gedanke war, dass er sein Ziel durch das Töten von Juden erreichen könnte», sagte die Anwältin Judy Clarke laut US-Medien.
Todesstrafe droht
Nun droht dem Schützen die Todesstrafe. Über die Strafe gegen Bowers entscheiden Geschworene nun in einem weiteren Verfahren. Die Anwälte hatten der Staatsanwaltschaft vorgeschlagen, der Angeklagte könnte im Gegenzug für einen Verzicht auf die Todesstrafe ein Schuldgeständnis einlegen. Die Anklagebehörde lehnte eine solche Vereinbarung aber ab.
In den USA leben Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Juden, immer wieder gibt es antisemitische Angriffe. Die Nichtregierungsorganisation Anti-Defamation League registrierte im vergangenen Jahr 3697 antisemitische Vorfälle von Belästigung über Vandalismus bis hin zu tätlichen Angriffen. Das war eine Zunahme um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und die höchste Zahl seit Beginn der Zählung im Jahr 1979. (bab/SDA/AFP)
* Name bekannt