Fliehende deutsche Soldaten sollen in der Nähe eines niederländischen Dorfes Beute im Wert von mehreren Millionen Franken versteckt haben. Das Gebiet in der Nähe des Dorfes Ommeren im Zentrum der Niederlande wird derzeit von Amateur-Glückssuchern überrannt. Dies, nachdem das staatliche Nationalarchiv eine 78 Jahre lang geheime Landkarte veröffentlicht hat.
Im Gebiet ist das Goldfieber ausgebrochen. Überall seien derzeit Menschengruppen mit Suchgeräten zu sehen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters: «Mit Metalldetektoren und Schaufeln bewaffnet durchstreifen die Gruppen die Felder in der ländlichen Umgebung.» In der Hand halten sie die mysteriöse Schatzkarte, die offenbar auf ein Versteck mit einem millionenschweren Schatz an Gold, Silber, Juwelen, Brillanten und auch Uhren hinweist.
Die Karte, die am Dienstag in Den Haag veröffentlicht wurde, zeigt ein rotes Kreuz über einer Stelle in der Nähe des Dorfes. Das Archiv nennt das Dokument «eine echte Schatzkarte». Details deuten auf ein Versteck am Fusse einer Böschung am Rande eines Feldes – drei Bäume von einer Stelle entfernt, die wie ein Grabstein aussieht.
«Soldaten steckten die Beute in ihre Mäntel»
Archivarin Annet Waalkens sagte dem Lokalportal «Omroep Gelderland», der Schatz sei im August 1944 nach einer Explosion in einer Bank in der nahe gelegenen Stadt Arnheim vergraben worden. Eine Gruppe deutscher Soldaten habe nach der Explosion die Bank überfallen. «Deutsche Soldaten steckten die Beute in ihre Mäntel», so Waalkens. Dann vergruben sie die Wertschätze offenbar in vier Munitionskisten. Die Kisten sollen gleich vor Ort vergraben worden sein, etwa 30 Kilometer von der heutigen deutschen Grenze entfernt.
Die Schatzkisten seien «mehrere Millionen wert», sagt Waalkens. Die Regierung habe seit dem Kriegsende mehrmals versucht, die Kisten zu finden. 1947 sei ein deutscher Soldat für die Suche geholt worden. Der hatte behauptet, Zeuge gewesen zu sein, als der Schatz vergraben wurde. Er zeichnete auch von Hand die jetzt veröffentlichte Karte. Der Schatz aber wurde nie gefunden.
Womöglich sei der Schatz erst vergraben und gleich wieder ausgegraben worden, sagt der Historiker Joost Rosendaal. 1944 tobten im Gebiet heftige Kämpfe, vorrückende Briten wurden zurückgeschlagen. «Es würde mich nicht wundern», so Rosendaal zu «Omroep Gelderland», «wenn der Schatz verschwunden wäre.»
Bomben statt Gold
Die Behörden raten von der Schatzsuche ab und warnen die Hobby-Goldgräber: Sollte es den Schatz tatsächlich geben und wird er gefunden, gehört er dem Staat. Nicht nur würde die zuständige Gemeinde eine Genehmigung für den Einsatz von Metalldetektoren verlangen. Auch verbietet das niederländische Denkmalschutzgesetz archäologische Ausgrabungen durch Amateure. Zudem müssen alle gefundenen Artefakte den Behörden gemeldet werden.
Metalldetektoren könnten im Gebiet sehr wohl anschlagen. Aufgrund der heftigen Kämpfe 1944 könnten im Erdreich nicht explodierte Bomben, Minen oder Granaten lauern. (kes)