El Niño bringt Verderben
Was für eine Bescherung!

Das Wetterphänomen El Niño sorgt weltweit für Naturkatastrophen. Zu diesem Jahresende soll es besonders schlimm werden.
Publiziert: 19.12.2015 um 22:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:03 Uhr
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Indonesien: Im Inselstaat kam es im Oktober zu verheerenden Waldbränden.
Foto: Reuters
Von Anette Thielert

Dürre, Waldbrände, Überschwemmungen, Hurrikane: Während wir bei Kerzenschein die Weihnachtstage geniessen, bringt El Niño, zu Deutsch das Christkind, auf der südlichen Erdhalbkugel Verderben.

El Niño bezeichnet ein Wetterphänomen, das in unregelmässigen Abständen besonders ausgeprägt zur Weihnachtszeit auftritt. Da sich der Pazifik weiträumig um mehr als zwei Grad erwärmt hat, prophezeien Meteorologen für 2015/2016 einen sehr starken Niño, sprechen gar vom Godzilla-Niño. Er könnte der heftigste aller Zeiten werden, eventuell wären bis zu 900 000 Menschen von seinen Auswirkungen betroffen.

Wegen der Veränderung von Wasser- und Luftströmungen in der Nähe des Äquators kommt es in einigen Ländern zu extremer Trockenheit, in anderen gibt es Überschwemmungen oder Wirbelstürme. Das führt unter anderem zu Missernten und einem massenhaften Fischsterben.

Das Phänomen ist nicht neu. Erste Aufzeichnungen darüber stammen aus dem Jahr 1726. Peruanische Fischer merkten, dass rund um die Weihnachtszeit die Fischschwärme ausblieben und gaben dieser Erscheinung denen Namen El Niño.

Der letzte grosse Niño ereignete sich 1997/1998. Damals starben an den Folgen 24 000 Menschen, die Schäden beliefen sich auf rund 34 Milliarden Dollar.

Das Phänomen machte sich erstmals im Herbst bemerkbar, zum Jahreswechsel soll es seinen Höhepunkt erreichen. So kam es auf Indonesien wegen der von El Niño ausgelösten Trockenheit zu Waldbränden, im Jemen kämpften die Menschen mit Überschwemmungen, in Südafrika herrschte eine so grosse Wasserknappheit, dass die Einwohner von Johannesburg mit Wassertanks versorgt werden mussten, vor Mexikos Küste wütete ein Rekordhurrikan, und in Bolivien trocknete der Poopósee aus, Vögel verendeten. Der südamerikanische Staat Ecuador hat vorsorglich in 17 von 24 Provinzen den Ausnahmezustand ausgerufen, um im Fall einer Naturkatastrophe die entsprechende Hilfe leisten zu können.

Auch die EU reagiert auf die Vorhersagen: Während der Klimakonferenz in Paris kündigte Christos Stylianides, EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, an, die von El Niño betroffenen Länder mit 135 Millionen Franken zu unterstützen.

Inwieweit El Niño mit der Klimaerwärmung zusammenhängt, ist umstritten. Ziemlich sicher ist, dass die Kombination von Erderwärmung und El Niño global zu besonders warmen Jahren führt. 2015 dürfte laut der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) das wärmste Jahr seit Beginn der Klimamessungen werden.

Professor Mojib Latif, Klimaforscher am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel (D) sagt, dass sich die El-Niño-Ereignisse wegen der globalen Erwärmung intensivieren würden. «Auffällig ist auf jeden Fall, dass die drei stärksten Niños seit Beginn der instrumentellen Messung, also seit ungefähr 150 Jahren, in den letzten Jahrzehnten gewesen sind. Und zwar 1982/1983, 1997/1998 und jetzt.»

Bisher sei Europa von den Auswirkungen von El Niño nicht betroffen. Doch wenn sich dieses Wetterphänomen verstärken sollte, könnte sich das ändern. «Wir hätten dann extreme Trockenheit im Mittelmeerraum», so Latif.

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