In einem Motel in Los Mochis im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa nahm die Jagd nach Mexikos gefürchtetstem Drogenboss gestern nach sechs Monaten ein Ende. Auf einem Foto, das nach dem Zugriff veröffentlicht wurde, ist Joaquín «El Chapo» Guzmán zu sehen, wie er in einem schmutzigen Unterhemd und mit Handschellen gefesselt auf dem gemachten Hotelbett sitzt. Die halbnackte Frau auf dem Bild an der Wand lächelt verführerisch – El Chapo hingegen ist das Lachen vergangen.
Schliesslich war es sein eigener Hochmut, der die Ermittler auf die Spur des Chefs des Sinaloa-Kartells brachte. Wie Generalstaatsanwältin Arely Gómez gestern an einer Pressekonferenz sagte, wollte El Chapo einen Film über sein Leben drehen. Für das Projekt habe er bereits Kontakt zu Schauspielern und Produzenten aufgenommen. Dies sei einer der Ermittlungsstränge gewesen, die letzten Endes zur Lokalisierung und Festnahme des Chefs des Sinaloa-Kartells geführt haben.
Fünf Personen bei Einsatz getötet
Nach seinem spektakulären Ausbruch durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel war es El Chapo in den vergangenen Monaten mehrfach gelungen, den Ermittlern im letzten Moment zu entwischen. Bei einem Zugriffsversuch wurde er gar verwundet.
Die gestrige Operation verlief deutlich blutiger. Fünf mutmassliche Bandenmitglieder wurden beim Einsatz getötet, sechs weitere festgenommen. El Chapo hatte zuerst versucht, über einen Abwasserkanal zu entkommen. Doch nach einer Schiesserei konnten Marineinfanteristen ihn schliesslich fassen. Zahlreiche Waffen wurden sichergestellt, wie ein Bild zeigt, das nach dem Einsatz veröffentlicht wurde.
Nach seiner Festnahme wurde El Chapo nach Mexiko-Stadt geflogen, wo er der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Vor laufenden Kameras wurde er schliesslich in einen Armeehelikopter verfrachtet, der ihn dorthin zurückbrachte, von wo er am Abend des 11. Juli vergangenen Jahres getürmt war: ins Hochsicherheitsgefängnis Altiplano.
Wie lange er allerdings dort bleibt, ist unklar. El Chapo könnte jetzt zügig an die USA ausgeliefert werden, wo mehrere Haftbefehle gegen ihn vorliegen. Ein mexikanischer Bundesrichter hat die Überstellung des Kartellchefs an die Vereinigten Staaten bereits genehmigt. (lha/SDA)