Sie wählte die grösstmögliche Bühne. Die Bundespressekonferenz. Eigentlich wollte die AfD heute über ihren Wahlsieg reden. Doch nun reden alle über den Streit in der Partei.
Frauke Petry sorgt für Eklat an PK
«Nach langer Überlegung habe ich entschieden, der AfD-Fraktion nicht anzugehören», sagte die amtierende Parteichefin Frauke Petry. Sie werde «vorerst als Einzelabgeordnete» in den Bundestag einziehen.
«Wir haben inhaltlichen Dissens, den ich nicht totschweigen will.» Ihre Kollegen in der Parteileitung, die Spitzenkandidaten Alexander Gauland, Alice Weidel und ihr Co-Parteichef Jörg Meuthen blieben mit erstaunten Mienen sitzen, während Petry aus der Pressekonferenz stürmte.
«Seien Sie aber versichert, dass ich weiterhin aktiv Politik machen werde, und dass mein politisches Ziel, mein Anspruch ist, dass wir eine konservative Wende 2021 in diesem Land im Bundestag hinbekommen. Dafür werde ich alles tun, damit das, was an vernünftigen AfD-Ideen seit 2013 erarbeitet wurde, auch tatsächlich politische Realität wird.»
Damit sind die seit langem schwelenden innerparteilichen Konflikte in der AfD unmittelbar nach ihrem Wahlerfolg dramatisch eskaliert.
Tritt Petry nun ab?
Nach ihrer Tirade packte Petry ihre Handtasche, lief davon – und liess Alexander Gauland und Alice Weidel verdutzt auf dem Podium zurück. Co-Chef Meuthen entschuldigte sich für das Verhalten Petrys. «Das ist auch mit uns nicht abgesprochen gewesen», sagte er. Der Vorgang zeige, dass die AfD auch «ein gäriger Haufen» sei.
Was jetzt? «Rücktritt», fordern prominente AfD-Mitglieder. Unter anderem die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel: «Nach dem jüngsten Eklat von Frauke Petry, der an Verantwortungslosigkeit kaum zu überbieten war, fordere ich sie hiermit auf, ihren Sprecherposten niederzulegen und die Partei zu verlassen, um nicht weiteren Schaden zu verursachen», sagte Weidel in Berlin.
Schart Petry nun andere Abtrünnige um sich? Die AfD hatte am Sonntag 12,6 Prozent der Stimmen erhalten. 94 Abgeordnete hätte die rechte Partei im Bundestag zugute – nach dem heutigen Eklat ist offen, wie viele tatsächlich für die AfD politisieren werden.
Die Spaltung hat zumindest auf Landesebene schon begonnen: Vier AfD-Landtagsabgeordnete in Mecklenburg-Vorpommern haben heute Mittag beschlossen, ihre Fraktion zu verlassen. (SDA/bö/bih)